Eine neue Aktion von pro mente austria bietet den Unternehmen Hilfe im Umgang mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen an.

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Wien - Die Zustände am Arbeitsplatz machen immer öfter psychisch krank: Pro Jahr verursachen psychische Erkrankungen bereits zwei Millionen Krankenstandstage und 60.000 Frühpensionierungen, zitierte am Montag die Organisation pro mente austria den österreichischen Psychiatriebericht.

Mehr noch: Bei einer Befragung in fünf oberösterreichischen Großunternehmen wie Voest und Landesbank zeigte sich, dass sich mehr als 50 Prozent der Arbeitnehmer derart überlastet fühlen, dass sie psychische oder psychosomatische Beschwerden haben. Seien es Schlaf-, Konzentrationsstörungen oder Ängste.

Zeitdruck und Lärm

Laut dem Handbuch "Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz" leiden im Schnitt zehn Prozent aller Berufstätigen an einer psychischen Erkrankung, 30 Prozent befinden sich wegen psychosomatischer Erkrankungen in Behandlung. Am häufigsten leiden Arbeitnehmer unter Zeitdruck. Aber auch ständige Konzentration, Überstunden, hohe Verantwortung für Menschen, Hitze, Kälte, Nässe, Lärm, widersprüchliche Anweisungen und der Zwang zu schnellen Entscheidungen belasten auf Dauer.

Um hier gegensteuern zu können, bietet pro mente nun Unternehmen und Mitarbeitern Hilfe an - in Form von Publikationen und Schulungen. Das Projekt "Berufliches Integrationsmanagement" wird vom Bundessozialamt mit 300.000 Euro aus der Behindertenmilliarde unterstützt. Beteiligt sind sieben Bundesländer-Organisationen - außer Niederösterreich und dem Burgenland.

In erster Linie soll in Wirtschaftsbetrieben über das Thema psychische Gesundheit informiert und sensibilisiert werden. Gleich bei Projektstart zeigte sich, dass man sozusagen in eine Marktlücke gestoßen war: "In vielen Betrieben war man froh, dass wir dieses Thema ansprechen", berichtet Werner Schöny, pro-mente-Obmann und Direktor der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg in Linz.

Angst, Stress, Burnout

Denn die Unternehmer selbst seien meist überfordert, wenn sie mit den Themen psychische Gesundheit der Mitarbeiter oder seelische Belastungen konfrontiert werden. Also etwa Angst vorm Job- verlust, Stress, Burnout oder Alkohol am Arbeitsplatz.

Die Mitarbeiter fürchten Vorurteile und Stigmatisierung - was dazu führen kann, dass sie erst spät in Behandlung kommen. "Untersuchungen zeigen, dass über 50 Prozent der Menschen mit Depressionen unzureichend behandelt werden", so Schöny.

Als ersten Schritt hat pro mente den Ratgeber "Zwischen 8 und 5 - Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz" herausgegeben. Für Schulungsmaßnahmen in Betrieben werden Workshops vorbereitet, Zielgruppe sind Führungskräfte und Personalleiter. Themen sind etwa richtiges Verhalten in der Krise, Früherkennung, Personalführung und Betriebsklima. Dazu kommen Impulsveranstaltungen in allen Bundesländern. (Roman Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 28.1.2004)