"Wir kommen uns vor wie ein Untertan." Familie E. ist empört. Und zweifelt an allem, was sie über Mitspracherechte gehört hat: "Wenn unser Nachbar baut, dürfen wir uns einmischen. Wenn man mir eine Tag und Nacht leuchtende Plakatwand vors Haus stellt, sind wir rechtlos."

Der Grund für die Erregung der Familie E.: Eines jener "City Light Boards" (CLB), die die Gewista - DER STANDARD berichtete - an rund 400 gut sichtbaren Stellen in Wien errichten will. Die auf zweieinhalb Meter hohen Säulen geplanten Plakate sollen zweieinhalb mal vier Meter groß sein, hell leuchten und alle paar Sekunden das Werbemotiv wechseln.

Opposition empört

Während sowohl das Büro des zuständigen Stadtrates Rudolf Schicker (SP) als auch die Gewista bestätigen, dass es das Projekt gibt, über Details - etwa Standorte und Stadtverträglichkeit - aber nicht diskutieren, ist die Opposition über das Vorgehen empört. Mittlerweile melden sich auch von den CLBs betroffene Bürger. Robert Eckel zum Beispiel.

Geschäft verdeckt

Die E.s besitzen an der Breitenleerstraße im 21. Bezirk ein bebautes - und von einem Unternehmen angemietetes - Grundstück. Einer der Gründe, sich hier einzumieten war die Sichtbarkeit des Ladens von der Straße gewesen. Vor einigen Wochen hoben Bauarbeiter vor dem Haus ein Loch aus. Auf Nachfrage erfuhr man, dass "hier ein Citylight-Board herkommt." Das Geschäftsschild würde davon verdeckt.

Die E.s fragten bei der Baupolizei nach: "Dort hat man uns gesagt, dass wir nichts unternehmen können: Anrainer haben in solchen Fällen keine Parteienstellung. Die Stadt wolle eben, dass die Gewista hier wirbt." Die E.s haben aber Glück: Immerhin liege ihr Schlafzimmer nicht neben der bald nächtens beleuchteten Zehn-Quadratmeter-Werbetafel.

Echte "Hingucker"

Die von deutschen Fachmedien - in ganz Deutschland soll es um die 10.000 CLBs geben, in Wien soll die Gewista 2000 Anträge gestellt haben - nicht nur als "hochwertig und edel" gelobten Werbeträger sind aber auch sonst echte "Hingucker". Im Gegensatz zu klassischen Plakatwänden stehen sie nicht parallel und auf Bodenniveau, sondern quer und auf Überkopfhöhe zum Straßenverkehr. Das, so die Fachpresse, schaffe extrem hohe Aufmerksamkeit für die Plakatsujets.

Nicht-Werber sehen das mitunter anders: Der (SP-nahe) Wiener ARBÖ verweist darauf, dass "Ja auch bei den Infoscreens an Kreuzungen keine Unfallhäufung festgestellt" worden sei. Die Konkurrenz vom ÖAMTC ist aber skeptisch: "Wir haben uns in der zuständigen Kommission bisher stets dagegen ausgesprochen oder der Stimme enthalten", meint ÖAMTC- Verkehrstechniker Roman Michalek: Man erwarte einen "Sturm der Entrüstung unserer auf Verkehrssicherheit bedachten Mitglieder." (rott/DER STANDARD, Printausgabe, 28.1.2004)