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Die "Homepage" des Finanzministers soll 240.000 Euro gekostet haben

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Die Homepage-Lieferanten packen aus

montage: derStandard.at (fotos: standard/cremer)
Wien - Erstmals haben sich gegenüber dem STANDARD maßgeblich an der Homepage-Erstellung für Finanzminister Karl-Heinz Grasser beteiligte Firmen zu Wort gemeldet. Damit steht fest: Die in der "Offenlegung" des Homepage- Vereins genannten Summen waren nur die Zahlungen an die Generalunternehmer (YLine-Tochter "FirstInEx", Hochegger-Tochter "Martrix").

Die Generalunternehmer, deren Geschäftsführer bzw. Eigentümer enge Freunde Grassers waren und sind, kassierten 114.000 bzw. 105.362 Euro und verteilten die eigentliche Arbeit an Sublieferanten. So etwa die Salzburger Werbeagentur COP, die wie die Internetfirma Lemon42 in der Grasserschen Offenlegung unerwähnt bleibt.

18.000 Euro brutto

Interessanter ist freilich: Laut COP-Chefin Cornelia Patzak bekam ihre Agentur trotz "mehrmonatiger Arbeit" für das gesamte Design der KHG- Homepage nur rund 18.000 Euro brutto. Patzak bewertet den Arbeitsanteil der COP an der KHG-Homepage mit "rund 50 Prozent". Zum STANDARD sagte Patzak: "Das Geld stand in keiner Relation zu unserer Arbeit. Martrix hat ein Vielfaches kassiert, und man weiß nicht wofür. Für mich riecht das ganz offensichtlich nach Freunderlwirtschaft."

Die Agentur Martrix steht zu 60 Prozent im Eigentum der PR-Firma Hochegger, deren Chef, Peter Hochegger, als Freund von Grasser und dessen Kabinettschef, Homepagevereinsobmann Matthias Winkler gilt. Martrix-Geschäftsführer Laszlo Jakabffy verwehrt sich im STANDARD-Gespräch gegen den Vorwurf der Freunderlwirtschaft.

"Da hat keiner großartig verdient"

Jakabffy: "Von den 105.362 Euro, die jetzt genannt werden, haben wir nur rund 43.000 Euro bekommen. 49.200 Euro waren für Lemon42 für das gesamte CMS (Redaktionssystem, Anm). Netto 16.800 Euro hat COP bekommen, 9000 Euro ein Redakteur für Texte. Da hat keiner großartig verdient."

Martrix habe für die 43.000 Euro die Projektsteuerung, die Grundstruktur für die Homepage-Navigation, einen Test zur Benutzerfreundlichkeit oder Vergleichsstudien mit anderen Homepages gemacht.

Keine Folgeaufträge

Für COP-Chefin Patzak steht indes eines fest: "Der ganze Fall ist für mich äußerst unerfreulich. Wir haben das Design ja nur deshalb so günstig gemacht, weil man uns von Martrix Folgeaufträge versprochen hat." Die drei verlockendsten Aufträge, die aber laut Patzak nie Realität wurden: Die Homepage für die "Roadshow" Grassers bei Klein- und Mittelbetrieben, für die Hochegger/Martrix 2,3 Mio. Euro kassierte; die Homepage für das Seitenblicke-Magazin des Grasser-Intimus und früheren FP-Generalsekretärs Walter Meischberger; sowie den Auftrag für den gesamten FPÖ-Internetauftritt.

"Da wurden wir alle verarscht"

Jakabffy bestätigt, dass es "Gespräche" über diese Aufträge gegeben hat, letztlich hätten die Aufträge aber andere bekommen. "Da wurden wir alle verarscht", so Jakabffy.

Den FPÖ-Internetauftritt gestaltete letztlich - Patzak sagt: "frappant nach unseren intensiven Vorarbeiten" - die Agentur "Blue Media" von Gernot Rumpold (Ex-FP-Bundesgeschäftsführer, Anm.).

SP-Budgetsprecher Christoph Matznetter sagt nun zur gesamten Affäre: "Es kristallisiert sich zunehmend heraus, dass die eigentliche KHG-Homepage zu normalen Preisen gestaltet wurde und die wirklichen Industrie-Gelder gleichzeitig unter Grassers Freunden aufgeteilt wurden." (Michael Bachner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.2.2004)