"Es gibt konstruktive Missverständnisse."

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Als das Wiener Tanzquartier vor zwei Jahren erstmals ein Projekt rund um Mode initiierte, war das ein Beschnuppern zweier Partner, die sich über die Jahrzehnte hinweg fremd geworden sind. Tanz und Mode, das war früher ein Traumpaar der Künste, ob nun in Gestalt der Ballets Russes, für die Chanel oder Picasso designten, oder Yves Saint Laurents, der regelmäßig fürs Ballett und insbesondere mit Nurejew arbeitete. Im zeitgenössischen Tanz ist diese Allianz von gegenseitigem Misstrauen überlagert, oder wie sich Brigitte Felderer ausdrückt: "Es gibt konstruktive Missverständnisse."

Die Wiener Kulturwissenschaftlerin programmierte jetzt zusammen mit der Tänzerin Anne Juren und der Dramaturgin Martina Hochmuth ein zweiwöchiges Programm mit Modemachern und Tänzern. "Viele Modedesigner dachten, dass sie in die Rolle von Kostümbildnern gedrängt werden sollen", erklärt Felderer. Bei "Insel Nr. 2. Quick Change" - so der Name des am 13. Oktober startenden Programms - ist das Gegenteil der Fall: Tanz- und Modeszene begegnen einander auf Augenhöhe. Sei es, dass Choreographen mit Modemachern Performances erarbeiten (Chris Haring mit House of...), Designer Installationen zeigen (Bogomir Doringer) oder Theoretiker sich mit Mode beschäftigen (Georg Schöllhammer analysiert den Film "Self Fashion Show").

Auftakt und zugleich einer der Höhepunkte des Programms ist die Wiederaufarbeitung eines legendären Stücks von Anna Halprin. "Parades & Changes", ein Stück über alltägliche Tätigkeiten wie Sich-An- und -Ausziehen, wurde 1967 von der New Yorker Zensur verboten. Tatbestand: Explizite Darstellung von Nacktheit. (hil/Der Standard/rondo/10/10/2008)