Mit diesen Uhren wäre man in der Vergangenheit richtig gelegen.

Foto: Hersteller
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Sie haben beträchtlich an Wert gewonnen.

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Hätte man ..., wäre man ... Bekanntlich ist man hinterher immer schlauer. Das gilt für Investments in Aktien, Fonds, Oldtimer, Immobilien, Kunst und natürlich auch in Armbanduhren. Ja, hätte man in den 1970er-Jahren, als alle Welt der Mechanik fürs Handgelenk überdrüssig war, die richtigen Objekte gekauft, stünde man heute blendend da. Wertzuwächse von mehreren hundert oder gar tausend Prozent sind keineswegs aus der Luft gegriffen. Selbst 1989, als das Genfer Auktionshaus Antiquorum zum 150. Markenjubiläum eine spezielle Patek-Philippe-Versteigerung anberaumte, hätte man noch hemmungslos zuschlagen müssen. Das Geld wäre bestens angelegt gewesen.

Aber so ist das nun einmal: Weder Aktien noch Uhren rufen laut und deutlich, dass es gerade an der Zeit ist, zu kaufen oder sich zu trennen. Gefragt ist der berühmte "Riecher": In Sachen Wertentwicklung lässt sich bei modernen Zeitmessern fürs Handgelenk nämlich beim besten Willen keine generell gültige Aussage treffen.

"Daytona", "Milgauss" oder "Seadweller"

Einige Anhaltspunkte, wann sich ein finanzielles Uhr-Engagement lohnt, gibt es freilich schon. Mit Banalitäten, sich eine stählerne "Daytona", eine grüne "Milgauss" oder eine Jumbo-"Seadweller" von Rolex zuzulegen und unverzüglich gewinnbringend zu veräußern, braucht man sich hier ebenso wenig aufzuhalten wie mit dem Statement, die neue, auf 300 Exemplare limitierte Referenz 5450 von Patek Philippe mit Silizium-Assortiment sei das Richtige.

Wert-Potenzial besitzt grundsätzlich nur irgendwie Rares und allein schon deshalb Begehrliches. Was also tun? Bei Immobilien zählt die Lage und nichts als die Lage. Im Falle von Uhren ist es die Marke. Mit renommierten, allgemein anerkannten Traditionsmarken befindet man sich prinzipiell auf der sicheren Seite. Eine Garantie bietet freilich auch die Signatur nicht. Wie die Armbanduhr selbst unterliegt sie gewissen Modeströmungen. Heute kann eine Marke absolut in und übermorgen schon wieder weitgehend out sein.

Spaß an der Sache

Ein anderes Thema sind limitierte Editionen. Ihnen wird nachgesagt, sie böten die beste Gewähr für optimalen Werterhalt. Das mag in einigen Fällen so sein. Durchgängig lässt sich allerdings auch dieses Statement nicht unterstreichen, denn viele der aktuellen Limitierungen sind möglicherweise gerade deswegen künstlich herbeigeführt. Und wenn ein Produkt ganz grundsätzlich keine Begehrlichkeit weckt, hilft selbst die begrenzte Auflage nicht unbedingt weiter.

Somit bleibt an dieser Stelle nur das Fazit, Armbanduhren tunlichst nicht aus spekulativen Gesichtspunkten, sondern aus Spaß an der Sache selbst und mit einer gewissen Leidenschaft zu erwerben. Feine mechanische Armbanduhren sind auf längere Sicht allerdings ihr Geld immer wert. Infolge der allgemeinen Kostenentwicklung sind die Verkaufspreise langlebiger Klas-siker im Laufe der Jahre noch immer sukzessive gestiegen. (Gisbert L. Brunner/Der Standard/rondo/05/12/2008)