Worauf es bei Kerzen ankommt: aufs Wachs - davon hängt ab, wie stark sie rußen; auf den Docht - am besten geflochten und ohne Draht - und auf die Brenndauer zwischen 20 und 60 Stunden.

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Kerzen sind eher simple Objekte. Es gibt sie seit Jahrtausenden, heute sorgen sie für Stimmung, vor allem im Winter, wenn es draußen kalt ist. Luxusobjekte wurden sie Anfang der 90er-Jahre. "Die erste Duftkerze kam 1992 von Diptyque", erinnert sich Ewald Aschauer, Inhaber von Duft und Kultur. Der Name seines Geschäfts ist Konzept. 270 Schilling, erinnert sich Aschauer, war der damalige Preis der Kerze, die edelsten Stücke kosten heute um die 60 Euro. Aus einer Nische ist ein lukrativer Geschäftszweig geworden. Noch nie, so Aschauer, wurden so viele Duftkerzen wie heuer verkauft, "in Zeiten der Wirtschaftskrise wollen sich die Menschen eben ihre häuslichen Freuden bewahren."

Doch es gibt große Unterschiede bei Raumdüften. Diejenigen, die multisensorischen Erlebnisse in die eigenen vier Wände zaubern sollen, haben nichts mit den nach Klostein stinkenden Teelichtern gemein. "Eine gute Duftkerze hat so wie ein Parfum ein differenziertes Bouquet", sagt Duftkerzenexpertin Lisa Weiß von Duft und Kultur. Die meisten der Kerzen werden aus Frankreich importiert, dort hat der Trend begonnen, und zwar bei besagtem Diptyque, einem ursprünglich Einrichtungsgeschäft am Boulevard SaintGermain in Paris, das plötzlich mehr Duftkerzen als Tapeten verkaufte. Dementsprechend groß ist die Auswahl: Nicht nur zimtverliebte Lehrerinnen, sondern auch Banker, Art-Direktoren und Anwaltsgattinnen kommen hier auf ihren Raumduft. Vor allem sind Duftkerzen ein ideales Geschenk; wer sich den Luxus zum Abfackeln nicht selbst leisten will, freut sich umso mehr, ihn als Geschenk zu bekommen.

Worauf es bei Kerzen ankommt: aufs Wachs - davon hängt ab, wie stark sie rußen; auf den Docht - am besten geflochten und ohne Draht - und auf die Brenndauer zwischen 20 und 60 Stunden. "Aus unseren Parfums Raumdüfte zu machen, ist sehr schwierig", sagt Camille Goutal von der französischen Parfum-Marke, deren Duft Noël dufttechnisch ein Tannenbaumersatz ist. Mittlerweile gibt es auf Duftkerzen spezialisierte Parfümeure, die wissen, wie aus einem Verbrennungsvorgang Walddüfte, Zitrusaromen oder Blumenbouquets generiert werden können. Bei ihnen bestellen Modedesigner, die etwas auf sich halten, ihren Duft als Wachs. Denn das Geschäft boomt. (Karin Pollack/Der Standard/rondo/19/12/2008)