Foto: Spindlerùv
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Spindlermühle im Riesengebirge ist das größte Skigebiet in Tschechien.

Grafik: DER STANDARD

Die Kulajda, die kräftige Böhmerwaldsuppe, wärmt so richtig und gibt ordentlich Kraft für den Skitag. Hier auf der kleinen Hütte am Plan, einem der Skiberge von Spindlerùv Mlýn, auf Deutsch Spindlermühle, lässt es sich gut ausrasten und die Aussicht über die Weiten des tief verschneiten Nationalparks Krkonose, des Riesengebirges, genießen.

Spindlerùv Mlýn ist der größte Wintersportort in der Tschechischen Republik mit 25 Pistenkilometern, fünf Sesselliften, elf Schleppliften und braucht mit österreichischen Skiorten kaum einen Vergleich zu scheuen. Im "Aspen Tschechiens", gelegen auf 715 bis 1310 Metern, kann man, selbst wenn es einmal weniger Schnee gibt, mithilfe der künstlichen Beschneiungsanlagen nahezu fünf Monate im Jahr Ski fahren, snowboarden oder langlaufen.

Das Niveau der Pisten ist wie in Österreich in Blau, Rot und Schwarz eingeteilt. Die schwarze FIS-Weltcupstrecke wird nach dem Ende der Hüttenrast dann gleich einer genauen Begutachtung unterzogen, Marlies Schild, Nicole Hosp und Co fahren hier fast jedes Jahr einen Slalom. Mit dem Zweiersessellift und anschließend mit dem Schlepplift geht es hinauf zum Start auf knapp 1200 Metern und in wilder Jagd und weiten Carving-Schwüngen wieder hinunter. Ein perfekter Hang und nebenbei ein ganz schön anspruchsvolles Vergnügen.

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Für alle, die es ein wenig gemütlicher angehen wollen, sind die roten und blauen Familienabfahrten eher das Richtige. Entspannt ziehen hier die Urlaubsgäste aus Tschechien, dem nahen Polen oder Deutschland die Hänge hinunter. Die verschiedenen Skiberge sind vom Ortszentrum aus im Halbstundentakt mit eigenen Shuttle-Bussen verbunden, so lässt sich beispielsweise Medvedín oder das Langlaufzentrum Horní Mísecky leicht erreichen. Insgesamt 100 Kilometer Langlaufloipen sind im Großraum Spindlermühle gespurt. Eine eigene beleuchtete Nachtskipiste verlängert den Carving- oder Snowboard-Spaß bis 21 Uhr, wenn man noch nicht genug vom Tag hat.

>>> Gutes Bier nach langer Anreise

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Im Ortszentrum selbst fühlt man sich durch die Après-Ski-Lokale schnell an daheim erinnert, aber es wirkt alles weniger schrill, auch durch die zahlreichen alten, aus der k. u. k. Zeit stammenden Häuser. Beim Blue-Café legt ein DJ angenehme Chill-Musik auf, keine "Hüttengaudi-Hits". In der "Silver Rock Music Bar" des eleganten Vier-Sterne-Hotels "Praha" läuft U2 und die Red Hot Chilli Peppers zu den Cocktails und dem supertollen tschechischen Bier.

Apropos, zu einem guten Bier gehört auch ein feines Essen, und das gibt es in allen Varianten in diesem Skiort. Von der Pizzeria bis zur mexikanischen Küche spannt sich der Bogen, aber am besten schmeckt natürlich die einheimische Küche mit ihren Spezialitäten. Angenehmer Nebeneffekt: Es kostet alles um ein Drittel bis um die Hälfte weniger als in Österreich, das gilt für Essen, Trinken, Zimmerpreise und Tagesskikarten um beispielsweise 700 Kronen, das sind rund 28 Euro.

Der Nachteil für Ostösterreicher ist die lange Anreise. Die gut 350 Kilometer fährt man fast ausschließlich auf Bundesstraßen durch ganz Tschechien, und das ist unter knappen sechs Stunden kaum zu schaffen. Dafür sieht der Reisende ein interessantes Land, und in Spindlerùv Mlýn kann er sich ja mit der Kulajda stärken, der köstlichen, kräftigen Böhmerwaldsuppe mit Erdäpfeln, Pilzen und viel Kümmel. (Martin Grabner/DER STANDARD/Rondo/9.1.2009)