Den Haydnsaal im Schloss Esterházy füllt der Komponist immer, 2009 soll das auch mit Gästezimmern so sein.

Foto: Schloss Esterházy/Voglhuber

Das Schloss Esterházy im Burgenland ist nur eine Quelle für neue Informationen über Haydn.

Foto: Schloss Esterházy

Wenn sich das Burgenland auf der Wiener Ferienmesse vom 15. bis zum 18. Jänner heuer als offizielle Partneregion präsentieren wird, so ist das auch der Versuch, Eisenstadt auf die Landkarte möglicher Städtetrips zu holen. Die Wahl der Mittel: ein Hadyn-Jahr 2009, also ein Jubiläumsjahr zum 200. Todestag des Komponisten.

Dass ein Mozart-Geburtstag für Salzburg größeres touristisches Potenzial hat als ein Haydn-Sterbetag für Eisenstadt, ist schon klar. Aber tatsächlich stellt sich die Frage, wie gut ein Joseph Haydn in die großen Fußstapfen des bewährtesten Fremdenführers aller Zeiten treten kann. Touristen, die sich auf seine Fersen heften, werden das jedenfalls unvoreingenommener tun.

Der Hadyn-Pfad in Eisenstadt, der zu diesem Behufe geschaffen wurde, ist unausgelatscht, ja vielleicht führt er sogar für manche durch Neuland. Abgesehen vom Schloss Esterházy werden an den anderen neun Schauplätzen seiner lokalen Vita - etwa im Haydn-Kräutergarten - wirklich neue Informationen geerntet. Drei Stadtführungen von April bis Oktober, immer freitags von 14 bis 16 Uhr, beleuchten dabei auch die "Szenen einer Ehe" in seinem Wohnhaus oder das Leben der anderen (musikalischen Weggefährten).

Haydns Musiker-WG

Apropos Wohnhaus: Haydn-Häuser sind ebenso wenig vereinfachend-mystifizierend zu verorten wie Mozart-Häuser. Alleine in Eisenstadt müsste man bereits zwei Adressen besuchen. Bevor Haydn die Stelle des Oberkapellmeisters antreten durfte, lebte er in einer Art WG, denn er musste sich auch um die Verwaltung des Orchesters kümmern - das konnte er am besten im Musikerhaus. Bloß dieses Musikerhaus, Haydns erste Wohnstätte, wo er zuerst eben nicht nur mit seiner Frau sondern auch mit anderen Musikern wohnte, gibt es längst nicht mehr.

Erst später "... verspricht die Herrschaft Ihne Joseph Haydn wann er eine vollckommene Satis-faction Leisten wird, solle er auch die Expectanz auf die Ober-Capel-Meister-stelle haben", heißt es da im Anstellungsvertrag von Haydn - und erst dann konnte er sich ein eigenes Wohnhaus leisten. Dieses kann denn heute tatsächlich noch als das Haydn-Haus besucht werden, wenngleich das mit der "Authentizität" wieder so eine Sache ist - zweimal brannte dem Ehepaar Haydn das Haus noch zu Lebzeiten ab, verkauft hat er es dann recht schnell, weil er mit den Tourneen des Orchesters ohnehin nicht sesshaft blieb in Eisenstadt. In dieses Haydn-Haus zurückgebracht wurden jedenfalls auch Originalinstrumente, die er bespielte.

Etwas aufschlussreicher will die Ausstellung "Phänomen Haydn" sein, die aber erst am 1. April eröffnet wird und insgesamt 38 Räume an vier unterschiedlichen Schauplätzen umfasst. Das Landesmuseum wird dabei jener Ort seiner Lebenswelt sein, wo man Haydn als "Wanderer zwischen Welten, zwischen Hoher Kunst und Volkstraditionen" begegnen kann. Thematisiert wird der Einfluss eines multiethnischen Burgenlands auf das Schaffen des Komponisten.

In den vergangenen Jahren zog Eisenstadt jährlich etwas mehr als 100.000 Tagesgäste an, im Vergleich dazu zählte man nur 60.000 Nächtigungen. Wenn Gastgeber Haydn es nun tatsächlich schafft, aus den Ausflüglern auch Wochenendgäste zu machen, hat er vielleicht ein kleines Problem - nämlich mit seinen Gästezimmern direkt in der Stadt. Genügend Hotels, die Kulturinteressierte auf einem Städtetrip gefallen könnten, tauchten nicht so schnell auf wie ein Hadyn-Jahr auf dem Kalender. (Sascha Aumüller/DER STANDARD/Printausgabe/10.11.1.2009)