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Wurmfreies Dasein beenden.

Foto: APA/dpa/dpaweb/Martin Schutt

Dieser Frühling will und will heuer nicht so recht anheben, was uns Komposthaufenbetreiber langsam in echte Zwangslagen bringt - oder will jemand einen von wochenlangen nicht enden wollenden Güssen satt durchtränkten Komposthaufen umsetzen? Nein, danke. Es gibt Kreuzschonenderes.

Trotzdem muss es jetzt bald sein, weil die Gemüsebeete auch langsam in Betrieb genommen werden wollen und zu diesem Zweck ganz dringend nach jenem frischen Stoff dürsten, der unter Gärtnern landläufig als das "schwarze Gold" bekannt ist - worunter nichts anderes zu verstehen ist als wohlverrotteter, fruchtbarer, so gut wie unbezahlbarer, weil selbst hergestellter, köstlicher Kompost.

Des Gärtners kleine Freunde

Kompost - das ist das Erdöl der Erdwühler, das Kerosin für dynamisches Wachstum von Gurken, Paradeisern und überhaupt allem, allem, allem. Um ihn zu gewinnen, muss der Komposthaufen eben dringend umgesetzt werden, wobei die schwärzlichen unteren Schichten diejenigen sind, auf die wir es mit einer kaum zu beschreibenden Gier abgesehen haben.

Während wir also auf regenfreie Epochen hoffen - was uns übrigens schon ein paar Tage nach Eintreffen derselben auch wieder nicht passt, weil es uns dann selbstredend viel zu schnell wieder viel zu trocken sein wird, verdammt - während wir also missgelaunt auf die mögliche Inbetriebnahme der großen Gitter warten, durch die wir das schwarze Gold demnächst zu werfen gedenken, um es von Knochenresten und Steinen und anderen Verunreinigungen zu befreien, tun draußen in den Haufen wunderbare, kleine Kreaturen ihre Arbeit: die Regenwürmer, des Gärtners kleine Freunde. Wenn, ja wenn er über sie in reichem Maße verfügt. Was nicht immer der Fall ist. Wobei sich manche aber zu helfen wissen.

Lebendimpfung für den Kompost

Unlängst war beispielsweise der Sohn einer geübten langjährigen Komposthaufenbetreiberin im Morgengrauen dabei zu beobachten, wie er, mit einem nicht zu kleinen Kübel ausgerüstet, heimlich im mütterlichen Kompost zu wühlen begann.

Er grub nach Würmern. Er hatte nämlich gerade einen eigenen Komposthaufen angelegt, und um dessen kläglich wurmfreies Dasein zu beenden, wollte er den neuen Haufen mit diesen Würmern "impfen". Er wurde selbstverständlich gestellt und verhört. Die Mutter ließ nicht nur Gnade walten, sie bekannte sogar, selbst vor Zeiten in selbiger Situation gewesen zu sein und den eigenen Haufen ebenfalls mit familienintern importierten Würmern in Schwung gebracht zu haben. Tatsächlich ist das gar nicht notwendig, weil - wo Kompost über offener Erde - da sofort auch Wurm. Trotzdem - irgendwie ist das Würmerfladern schon auch lustig. Ich verstehe aber vollkommen, wenn Sie das jetzt echt nicht nachvollziehen können. (Ute Woltron/Der Standard/rondo/20/03/2009)