Aus der Kollektion

Foto: H&M

Die für ihre Kompromisslosigkeit bekannte Jil Sander wird in Zukunft für die japanische Modekette Uniqlo arbeiten. Das war die wichtigste Mode-Nachricht der vergangenen Woche. Sie wird die Modewelt noch lange beschäftigen. Das Modell, das Karl Lagerfeld 2004 mit seiner Zusammenarbeit mit H&M initiierte, wird von Sander auf der nächsthöheren Stufe weitergeführt. Eine für Mode auf höchstem Niveau bekannte Designerin arbeitet für den Massenmarkt - und das nicht anonym oder im Rahmen einer einmaligen Zusammenarbeit, wie das in der Vergangenheit Usus war, sondern als Kreativkopf einer Marke, die allein in Fernost 700 Filialen betreibt. Das könnte die Modewelt verändern.

Designermode lebt von ihrer Qualität - und der Kreativität und dem Namen ihres Designers. Damit rechtfertigt man ihre abenteuerlichen Preise. Der Massenmarkt funktioniert nach anderen Prinzipien: Wer das Kleidungsstück kreiert, ist egal. Kreativität und Qualität sind Kriterien unter mehreren.

Entzauberter Luxusmarkt

Mit ihren Designkooperationen haben H&M und andere Modeketten dieses System gehörig durcheinandergewirbelt. Modeschöpfer wie Viktor & Rolf, Rei Kawakubo von Comme des Garçons oder jetzt Matthew Williamson entzaubern mit ihren preisgünstigen Kollektionen den Luxusmarkt. Der Unterschied zwischen High und Low gerät ins Wanken. Gutes Design ist nicht an ein bestimmtes Preissegment gekoppelt. Das zu bestätigen ist für viele Designer sportliche Herausforderung.

Auch für Jil Sander: "Selbst wenn wir nur ein einfaches Baumwollunterhemd produzieren, müssen der Look, das Material und die Ästhetik passen", sagte sie in einem ihrer ersten Statements. Der Luxusmarkt hat die von Qualität und Stil besessene Designerin einst fallengelassen. Jetzt rächt sie sich, indem sie ihre Prinzipien demokratisiert - und damit den High-End-Labels das Fürchten lehrt. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/27/03/2009)