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51,6 Prozent der 215 heimischen Tagfalterarten befinden sich mittlerweile auf der Liste der gefährdeten Tiere.

Foto: APA/dpa/Patrick Pleul

Eine der vielen guten Aktionen, die Umweltschützer in den vergangenen Jahren geliefert haben, war seinerzeit das großangelegte Anfärbeln weißer Robbenbabys mittels Spraydosenfarben. Plötzlich waren da viele kleine, bunte Robben mit versauten Fellen, die sich nicht mehr verwerten ließen und somit das Abschlachten mittels Prügeln obsolet machten. Eine großartige Aktion.

Noch viel buntere Gesellen gibt es ohne Farbe und Lack hierzulande, und auch ihnen droht Gefahr. 51,6 Prozent der 215 heimischen Tagfalterarten befinden sich mittlerweile auf der Liste der gefährdeten Tiere, was nichts anderes ist als eine kollektive Schande, an der wir allesamt beteiligt sind. In Wien zum Beispiel können überhaupt nur noch rund 100 Falterarten gesichtet werden. Doch da Kopfschütteln und Jammern noch selten etwas genützt haben, kann jeder, der über Balkone, Terrassen oder Gärten verfügt, zumindest in sei-nem Rahmen etwas dagegen unternehmen.

Zuallererst, indem man sich das ach so praktische "Spritzen" verlauster Zonen versagt. Warum, das werden wir an dieser Stelle wohl kaum erläutern müssen. Zum anderen, indem man gezielt diverse Grünzeuge wachsen lässt, die zuerst als Raupenfutter dienen, und andere, die später dann als sogenannte Trachtpflanzen von den Schmetterlingen aufgesucht werden, damit sie als ausgewachsene Prachtviecher Nektar schlürfen können.

Wiener Nachtpfauenauge

Welche Pflanzen das sind und welcher Schmetterling was gerne vor und nach der Metamorphose verputzt, kann man einer Broschüre der Umweltberatung entnehmen, die dieser Tage vorgestellt wurde und die unter www.umweltberatung.at/schmetterlinge abrufbar ist.

Das Wiener Nachtpfauenauge beispielsweise, mit bis zu 14 Zentimetern Flügelspannweite der größte heimische Falter und nur mehr in Glücksmomenten anzutreffen, labt sich als Raupe vorzugsweise an Esche, Kirsche, Walnuss und Apfelbaum. Der Schwalbenschwanz bevorzugt Doldenblütler, die vielen Bläulingsarten Thymian und Platterbse. Dass das Tagpfauenauge seine Gelege vor allem auf Brennnesseln deponiert, ist bekannt; dass es auch Hopfen schätzt, schon weniger. Da wir Ihnen jetzt nicht allen Ernstes nahelegen werden, Ihren Balkon zum Brennnesselfeld umzufunktionieren, haben wir also auch für tagpfauenaugenfreundliche Balkongärtner hier den rechten Tipp.

Kollektiver Einsatz

Apropos Brennnessel: Das symbiotische Miteinander mit Viechern funktioniert prächtig, wenn man sich auskennt und nur ein kleines bisschen Mühe in Kauf nimmt. Denn auch in kleinen Gärten kann Platz für ein paar Brennnesseln sein. Die neigen zwar zu ausuferndem Wuchern, doch dem kann sinnvoll Einhalt geboten werden.

Was zu viel ist, wird als Brennnesseljauche angesetzt. Damit kann man nach ungefähr zwei Wochen in Verdünnung von eins zu fünf die verlausten Rosen, Sträucher und Stauden einer ungemein stinkenden Spritzkur unterziehen. Wirkt gut, dient gleichzeitig der Düngung, hilft den Faltern, kostet nichts. Bis auf den Einsatz. Den sollten wir überhaupt kollektiv deutlich erhöhen. (Ute Woltron/Der Standard/rondo/29/05/2009)