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Hierzulande konnte man sich bis dato noch nicht entscheiden, ob man bei Ribiseln verweilen oder doch zu Johannisbeeren konvertieren soll.

Foto: AP/Axel Heimken

Heute unternehmen wir den Versuch, ein bisschen Multikulti in diesen Bericht von der Scholle zu bringen. Und was, wenn nicht die Ribisel ist ein Quell an Information hierfür?

Die wenigsten Nationen haben sich auf eine unumstößliche, so gut wie variantenfreie Bezeichnung für diese Beerenfrüchte geeinigt. Frenküzümü heißen sie beispielsweise in der Türkei. Die Schweizer nennen sie Trüberli, Groseille die Franzosen.

Hierzulande konnte man sich bis dato noch nicht entscheiden, ob man bei Ribiseln verweilen oder doch zu Johannisbeeren konvertieren soll, wobei letztere Bezeichnung in Deutschland dominiert und lediglich von lokalen Spielformen wie Sankt-Johann-Träublein (schwäbisch), Santihansbeere (bayerisch) oder Hanstraube (pfälzisch) aufgelockert wird. Der Name Ribisel leitet sich jedenfalls von Ribes ab, dem wissenschaftlichen Namen dieser ertragreichen Gattung.

Meditative Erntetätigkeit

Johannisbeere nennt man sie deshalb, weil sie um den Johannistag am 24. Juni gewöhnlich reif wird und dann von geduldigen Menschen an den längsten Tagen des Jahres in stundenlangen Fingerübungen vom Strauch geklaubt werden muss. Manche empfehlen, zu diesem Zweck eine Gabel zu Hilfe zu nehmen. Doch das funktioniert nur, wenn die Träublein noch nicht überreif sind, was all jenen bekannt sein dürfte, die man seinerzeit bereits als Kinder zu dieser meditativen Erntetätigkeit verpflichtete und denen der dadurch produzierbare Ribiselgatsch zwischen den Fingern noch gut erinnerlich ist.

Apropos Vergangenheit: Die Ribiseln scheinen die Zeiten ihrer Hochkonjunktur doch irgendwie hinter sich gebracht zu haben. Oder handelt es sich hier um eine subjektive Empfindung?

Aus der Mode

Vielleicht. Die Frühsommer der 70er-Jahre standen jedenfalls mit dem Ribiselbrocken, dem Ribiselgeleekochen, dem Ribiselkuchenschoppen und dem Ribiselsaftsaufen so was von im Zeichen der Ribisel, dass man in der Folge gegebenenfalls ein wenig übersättigt war von ihr.

Außerdem ist das Ribiselschnittenbacken etwas, das vor allem Großmütter perfekt beherrschten. Vier Lagen hatten die, und die oberste davon bestand aus einer zuckrig-knisternden Eischnee-schicht, die weder zu pickig noch zu trocken zu sein hatte.

Wie auch immer. Damit Sie jedenfalls aus dem Vollen schöpfen und mit möglichst viel Ribiselertrag herumexperimentieren können, müssen Sie Ihre eigenen Ribiselstauden ordentlich behandeln. Denn die tragen nur dann die volle Masse, wenn sie im Herbst oder im ganz zeitigen Frühjahr richtig geschnitten werden, womit wir bei der Weggabelung zwischen schwarzen und roten Johannisbeeren angelangt wären und auch auf die weißen verweisen können.

Schemel und ein Kofferradio für die Ernte

Die Faustregel lautet in allen Fällen: Alte Äste gehören radikal entfernt. Sobald sie vier, fünf Jahre Früchte produziert haben, werden sie tragfaul und werfen wenig Ertrag ab. Möglichst knapp über dem Boden abschneiden und nur die kräftigsten Jungtriebe stehen lassen.

Die roten und weißen Ribiseln tragen am besten an den jungen Trieben, deren Wuchs man durch den Schnitt fördert. Die schwarzen Ribiseln tragen hingegen am besten an den langen Seitentrieben. Also müssen die Haupttriebe nach dem Entfernen der alten Triebe über dem zweiten oder dritten Seitentrieb abgeschnitten werden.

Gut gepflegte Stauden biegen sich in der Folge nur so. Besorgen Sie sich also am besten einen kleinen Schemel und ein Kofferradio für die Stunden der Ernte - damit Kurzweil herrscht und Kreuzschonung. (Ute Woltron/Der Standard/rondo/19/06/2009)