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Der Verlust eines ebenmäßigen Hautbildes lässt auch den Eindruck von Jugendlichkeit schwinden.

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Mitunter bringen erst grundlegende Missverständnisse langfristige Erkenntnis. So geschehen vor einigen Wochen, als eine Freundin meinte, dass sich dieses Jahr auf ihrem linken Nasenrücken seitlich neue Sommersprossen gebildet hätten. Zwei davon sogar ziemlich groß, sagt sie erstaunt, und so etwas sei seit ihren Schultagen nicht mehr passiert. Die ganze Wahrheit: Die vermeintlichen Sommersprossen sind in Wirklichkeit Pigmentflecken, die erst dann so richtig zum Vorschein kamen, als die letzte Sonnenbräune aus ihrem Gesicht verschwunden war, also jetzt im Herbst.

Altersflecken ist eine andere ernüchternde Bezeichnung für Pigmentverschiebungen. Laut einer deutschen Online-Umfrage stellten 60 Prozent der über 30-Jährigen früher oder später diese sogenannte Hyperpigmentierung irgendwo auf ihrer Haut fest, oft auf den sogenannten "Sonnenterassen" des Gesichts - also auf Stirn, Wangenknochen und Nase. "Der Verlust eines ebenmäßigen Hautbildes lässt auch den Eindruck von Jugendlichkeit schwinden", sagt der Wiener Dermatologe Markus Dawid, Vorstand der Abteilung für Dermatologie im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Melasmen oder Chloasmen werden sie im Fachjargon genannt, und Ursachen dafür gibt es viele. Allen voran ist es die UVA-Strahlung der Sonne, die tief in die Hautschichten eindringt und dort liegende Zellen aus dem Ruder laufen lässt, zum Beispiel die Melanozyten. Sie produzieren den dunklen Farbstoff der Haut, geben ihn dann in fingerähnlich verlaufenden Kanälen an die Keratozyten, die Hautzellen, weiter, die so einen Schutzschild gegen die Sonne aufbauen. Zwischen 550 und 1200 Melanozyten sitzen auf einem Quadratmillimeter - je nach Hauttyp bei Hellhäutigen weniger und vereinzelt, bei mediterranen Menschen bilden sie ein dichtes Geflecht. Wird nun der Prozess der Melaninproduktion zwischen dem Signal, Pigment zu bilden, der Bildung selbst und dem Verteilen des Farbstoffes in den Hautzellen irgendwo durcheinandergebracht, bilden sich Flecken. "Hyperpigmentierung wird aber auch von Hormonen beeinflusst. Wir nehmen an, dass die Kombination aus Hormon und UV-Strahlung eine Fehlprogrammierung der Melanozyten auslösen kann", sagt Hautarzt Dawid, und sei das erst einmal passiert, ließe sich der fehlgeleitete Prozess nicht wieder rückgängig machen. Mit anderen Worten: Der Fleck bleibt und geht nicht mehr weg.

Hyperpigmentierung

Die gute Nachricht: Hyperpigmentierung lässt sich abschwächen. Die eben bei Clinique erscheinende Kosmetiklinie "Even better" verwendet Hefeextrakte und Vitamin B; durch regelmäßiges Exfolieren, durch einen Pilzextrakt und Grapefruit verfeinert sich das Hautbild innerhalb von vier bis sechs Wochen. Andere Waffe der Kosmetikindustrie ist die aus einem Pilz gewonnenen Koji-Säure (Skinceuticals, Lancôme), die die Melaninbildung eindämmt. "UV-Karenz" verordnet Dawid Frauen, die unter ihren Pigmentflecken besonders stark leiden, vor allem jungen, die von einer genetischen Vorbelastung wissen. Oft lösen Schwangerschaften das Fehlerprogramm in den Hautzellen aus, auch Medikamente oder Parfums - Dawid warnt vor allem vor Bergamotte-Extrakten - führen erwiesenermaßen zu Verfärbungen. Für all jene, die, genetisch bedingt, zu Hyperpigmentierung neigen, sollte Lichtschutz auch während des ganzen Jahres ein Muss sein, bei Shiseido mischt man reflektierendes Brightening-Puder in die Tagespflege, Clinique hat ein spezielles Make-up mit Lichtschutz entwickelt.

Lassen sich die Flecken mit Laser bekämpfen? "Ja und nein", sagt Markus Dawid, "Allheilmittel ist der Laser sicher nicht, in manchen Fällen werden dadurch aber die Flecken heller." Sein Nachsatz: Oft kommen sie später dann wieder.

Alle, die hauttechnisch einen Blick in die Zukunft wagen wollen, können das mittels Wood-Lampe tun. Sie zeigt an, wo sich unter der Hautoberfläche Pigmenthaufen zusammenrotten, um eines Tages an der Oberfläche aufzutauchen. Und das ist bei so gut wie allen Menschen der Fall, die gerne in der Sonne liegen. Vielleicht sollte Unbeflecktheit ab dem dritten Lebensjahrzehnt kein Kriterium mehr sein?

Altersflecken sind Pigmentverschiebungen. Sie sind ein Produkt von zu viel Sonne, auch Hormone spielen eine Rolle. Rückgängig machen lassen sie sich nicht, abschwächen schon. (Karin Pollack/Der Standard/rondo/06/11/2009)