Fotos: Maria Ziegelböck
Haare & Make-up: Sonia Duchaussoy (Airport)
Assistentin: Paula Amaro
Models: Philipp Bierbaum (Tempomodels)
Gerhard Freidl (Wienermodels)
Michael Gstoettner (Nextcompany)
Patrick Kafka (Wienermodels)
Schmuck von Cartier, Pomellato, Breguet, Peter Pütz und Bulgari
Herzlichen Dank an Damien Blottiere!

Foto: Maria Ziegelböck

Der Ring hat die Form einer Mohnblüte. In der Mitte steckt ein prachtvoller Padparadscha-Saphir, die Blütenblätter sind über und über mit Diamanten besetzt. Genauso wie die Seepferdchenbrosche oder die Ohrringe in der Form wilder Rosen. Sie alle sind Hommagen an die fantastische Märchen- und Sagenwelt Russlands und befinden sich im Produktportfolio von Fabergé.

Von Fabergé? Das berühmte russische Schmuckhaus, dessen Eier Königshäuser genauso schmücken wie Tantchen Emmis Wohnzimmer, verschwand mit dem Sturz des Zarenhauses von der Bildfläche. Die Familie flüchtete, 1937 startete ein Amerikaner (ohne Genehmigung) eine Parfumlinie unter diesem Namen. In den folgenden Jahrzehnten sollte die Marke von einem Investor zum anderen weitergereicht werden. In den vergangenen Jahren produzierte ein Pforzheimer Schmuckhersteller schließlich unter diesem Namen. Doch in diesem Herbst ist alles anders. Fabergé ist wiederauferstanden - als Erzeuger von Juwelen, die mindestens so viel kosten wie ein gut ausgestatteter Golf, meistens aber eher im Bereich eines Bentleys liegend. (Da Fabergé ausschließlich Einzelstücke herstellt, konnten für das RONDO-Juwelenshooting keine Stücke zur Verfügung gestellt werden, Anm.)

Der neue Lizenzhalter, die Investmentgruppe Pallinghurst Resources mit Mark Dunhill an der Spitze, positioniert Fabergé im Bereich der Haute Joaillerie. Dort waren in der Zeit Peter Carl Fabergés höchstens die komplizierten und faszinierenden Eier angesiedelt. Mit dem Großteil des Sortiments bediente er einen Massenmarkt. Mehr als 200.000 Schmuckstücke wurden während der Zeit seines Wirkens ausgeliefert. Davon will die neue Investorengruppe nichts wissen. "In Zeiten der Rezession kehrt der echte Luxus zurück", ist Mark Dunhill überzeugt: "Qualität und dauerhafter Wert sind gerade heute wichtiger denn je." Das klingt wie typischer Marketingsprech. Inhaltlich kann aber auch Cornelie Holzach, Direktorin des Pforzheimer Schmuckmuseums, die Aussage unterschreiben.

Kaum Schwankungen bei Juwelen

Der Bereich der sehr hochpreisigen Juwelen ist prinzipiell nur kleineren Schwankungen unterworfen. "Die meisten Stücke sieht die Öffentlichkeit kaum. Sie liegen nicht in den Schaufenstern der Juweliere, auch nicht an der Pariser Place Vendôme. Sie werden für Privatkunden hergestellt" und meistens auch nur mehr im privaten Rahmen getragen. So stabil der Markt für Juwelen, die mitunter mehrere Hunderttausend Euro kosten, auch ist, so grundlegend hat sich der Rahmen geändert, in dem sie getragen werden (können). Selbst bei großen gesellschaftlichen Anlässen ist großer Schmuck heute kaum mehr zu sehen.

Wien ist da noch ein bisschen die Ausnahme, international konstatiert Peter Pütz aber eine Abkehr von allem, was auffällt. Das große Collier mit den dazupassenden Ohrringen und dem großen Ring, sagt der auf Haute Joaillerie spezialisierte Kölner Juwelier, sei so gut wie verschwunden. "Die Kundin von heute kombiniert einen Rock von Zara mit einem Jäckchen von Chanel und trägt dazu einen großen, farbigen Stein." Welchen Wert dieser hat, das bemerken meistens nur Kenner: Understatement ist angesagt. Auf der Beliebtheitsskala ganz oben, i i erklärt Pütz, rangieren heute Juwelen im Stil des Art déco und der 40er-Jahre. Sehr grafischer Schmuck, in dessen Fokus oft ein besonderer, wertvoller Stein liegt. "Der Zeitgeist beeinflusst auch die Schmuckbranche sehr stark. Genauso wenig, wie man sich ein pompöses Rüschenkleid überzieht, greift man heute zum protziges Collier. Selbst große Juwelen sind heute tagestauglich." Besonders beliebt derzeit: Tomaline, farbige Diamanten, Feueropale.

Sind sie von außerordentlicher Qualität, eignen sie sich auch als Wertanlage gut. Allerdings bezieht sich das nur auf die Steine. Schmuck selbst verliert relativ rasch seinen Wert. Der österreichische Juwelier Thomas Hauser, der in Paris für Cartier und in New York für Tiffany arbeitete und jetzt in Wien das Atelier Allure betreibt, winkt ab, bezeichnet man Schmuck als eine bleibende Investition: "Werden antike Stücke als Kunstobjekte gehandelt, dann kann man sie durchaus als Wertanlage bezeichnen." Da Schmuck Moden unterworfen ist, altert er schneller, als manchem Kunden lieb sein dürfte. Ein bleibender Wert ist Schmuck also in erster Linie dann, wenn er mit schönen Erinnerungen verbunden ist. Auch sie sind nicht in Bares verwandelbar.

Schmuck ist veränderbar

Im Unterschied zu Kleidung kann man Schmuck aber immer wieder eine neue Gestalt verleihen. Auf diesen Punkt weist auch Astrid Fialka-Herics hin, Leiterin der Schmuckabteilung im Wiener Dorotheum: "Einen Mercedes wird man nicht in einen BMW umarbeiten können, Schmuck aber ist wandelbar. Wichtig ist nur, dass man beim Kauf auf die gute Qualität des Materials achtet." Gute Qualität ist allerdings in den vergangenen Jahren im Preis gestiegen. Schmuckliebhaber müssen mittlerweile tiefer in die Tasche greifen als noch vor einigen Jahren. Dafür ist die Auswahl der Anbieter gestiegen.

Vor allem im Modebereich setzen Marken neuerdings auf Schmuck. Zur It-Bag ist bei Louis Vuitton, Balenciaga oder Lanvin jetzt auch der dazugehörige It-Schmuck zu kriegen. Die Lizenzen, die vergeben werden, bereichern das eigene Produktportfolio. Das, meint Schmuckmuseum-Direktorin Cornelie Holzach, nützt der Strahlkraft der Marke: "allerdings nur, wenn der Schmuck qualitativ auf die anderen Produkte abgestimmt ist."

Eine hochpreisige Designermarke, die auf billigen Modeschmuck setzt, ruiniert ihren Ruf schneller, als es zur Vergabe einer Lizenz braucht, wobei der hohe Preis der Schmucklinien von Designermarken noch lange nicht die Qualität der angebotenen Stücke garantiert: "Viele Marken spielen nur mit der Idee, sehr hochwertigen Schmuck herzustellen", meint die Wiener Schmuckexpertin Claudia Reifberger, "im Grunde bieten sie aber klassischen Modeschmuck."

Eine interessante Ausnahme ist das Maison Martin Margiela: Das Pariser Modehaus hat im vergangenen Jahr mit dem italienischen Traditionshaus Damiani eine eigene Schmucklinie entwickelt. Sie vereint Design und Qualität auf höchstem Niveau. Der Preis ist dementsprechend. Experten sehen die Zusammenarbeit positiv. Vielleicht wird das Modell Schule machen. Wer weiß? Vielleicht wird es bereits im kommenden Jahr ein Fabergé- Ei von Marc Jacobs geben. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/27/11/2009)