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Heute haben die zwei jedenfalls zum zigsten Mal auf Krisenmodus geschaltet.

Wenn ich mich recht entsinne, so Bubi, habe ich mir fürs neue Jahr nur eines geschworen: Ich werde nicht den ersten Stein werfen. Über diesen Punkt ist Bubi jetzt wieder einmal hinaus. Die Schuld trägt natürlich der Dichterfürst. Warum Bubi und der Dichterfürst sich angeblich seit ewig freundschaftlich verbunden fühlen, weiß zwar niemand so genau. Aber schmeck's. Wahrscheinlich hat das mit durch dick und dünn und endlosen Nachmittagen während einer gemeinsamen Landjugend zu tun. Heute haben die zwei jedenfalls zum zigsten Mal auf Krisenmodus geschaltet.

Bubi zürnt. Der Dichterfürst habe nicht nur einen festen Klopfer, womit man bei so einem zwangsläufig rechne. Er sei zudem ein präpotenter Schnorrer. Nie wieder ein Wort von ihm, nie wieder ein Wort an ihn. Was ist geschehen, Bubi? Was geschehen ist?! Der Dichterfürst hat gesagt, ich sei ein Kleingeist. Bloß weil ich gemeint habe, dass es schön wäre, wenn die Motorsäge, die ich ihm geliehen habe, damit er endlich seine blöden Thujen wegputzt, bald einmal zu mir zurückwachsen würde - und zwar sauber und aufgetankt. Eine ernste Sache. Bei Werkzeug hört sich der Spaß auf. Was Bubi als grober Klotz nicht wissen und der Dichterfürst als etwas sehr heimlich um Hilfe flehendes Sensibelchen nicht zur Sprache bringen kann: Beide warten auf ein Wort des anderen. So wie jedes Jahr werden sie irgendwann gemeinsam die fürstlichen Gärten verwüsten. Es kommt nur darauf an, wer als Erster durstig wird. Durst entsteht immer, wenn Männer Sachen kaputtmachen dürfen. Baum fällt. Happy End. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 29.01.2010)