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Alles toll, toll, toll. Kein Rock 'n' Roll.

Foto: APA/EPA/Everett Kennedy Brown

Am Montag verbiegen wir uns im Wirtshaus. Tags darauf beim Yoga. Am Mittwoch mit der Familie. Am Donnerstag bei der Band-Probe. Am Freitag geht es müde aufs Land. Und das Leben nimmt bis Montag eine Auszeit. Ab einem gewissen Alter nimmt der Befreiungsdrang merklich ab. Alles läuft in bewährten Bahnen. Alles verläuft in sicheren Spuren. Das ist gut so. Keine Aufregungen, keine Erregungen. Alles toll, toll, toll. Kein Rock 'n' Roll. Mit einem dergestalt strikten Lebensplan geht man natürlich immer nur lächelnd nach Hause. Aber man tut dies zumindest aufrecht. Wir alle wissen das. Es kommt nicht darauf an, wie man sich jetzt fühlen könnte, wenn man noch einmal 20 wäre. Was zählt, ist ein Gefühl der Sicherheit. Ein Kinderwagen erspart das Motorrad. Ein eigenes Haus die Gästeliste. Ein Auto den Nachtbus. Dorthin wollten wir. Hier wollten wir immer sein.

Komisch nur, dass neulich bei einer festlichen Zusammenkunft alter Sperrstundenkaiser alles plötzlich wieder ganz anders war. Erst wollte keiner kommen. Stichwort: Wer hält es länger ohne Sehnsucht nach der Vergangenheit aus? Dann wollte niemand als Erster nach Hause gehen. Bloß keine Blöße zeigen. So jung kommen wir nicht mehr zusammen.

Es endete einen Tag später mit der Gewissheit, nichts versäumt zu haben. Dumm nur, dass man gleichzeitig wusste, dass das eventuell Versäumte zum Zeitpunkt der Ausschweifung als unaufschiebbar überlebensnotwendig angesehen wurde. Oder wie die Oma immer sagte: Man macht schon etwas mit, bis man alt wird. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 07.05.2010)