Die Spanische oder Große Wegschnecke - der Feind in deinem Garten.

Foto: Ute Woltron

Mehrere Instanzen haben bereits Schneckenwarnungen herausgegeben.

Es wird empfohlen, die Häuser nur in Bewaffnung scharfer Scheren oder anderer Mordinstrumente zu verlassen. Ältere Personen brauchen Gleitschutz, wenn sie ihre Gärten betreten - wegen der Ausrutschgefahr.

Die Schneckendichte ist so hoch wie überhaupt nie zuvor, seit die Spanische Wegschnecke vor wenigen Jahrzehnten unglückseligerweise ihren Weg bis in unsere Gefilde fand. Die Epoche davor muss herrlich gewesen sein. Doch verloren, vorbei, vergessen ist dieses noch Wegschneckenfreie Paradies.

Ein völlig durchregneter Mai, ein seinem Vorgängermonat in wenig nachstehender Juni - und schon gehört das Paradies den vormals winzig kleinen Nacktschneckchen, die sich in den Monaten feuchter Fülle zu gurkenumspannenden Dimensionen auswachsen konnten.

Wir trauern um genau diese - und um alles andere. Um Salate und Zucchini, um Malabarspinate und Erdbeeren. Um Lilien, um Hosta, um alles. Und wenn Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, jetzt hoffnungsfroh weiterlesen, sozusagen die Erlesung ihres Schneckenproblems erwartend, folgt die Enttäuschung kriechenden Fußes: Mit den Schnecken verhält es sich wie mit dem Steine des gestraften Sisyphos. Kaum hat man eine Heerschar von ihnen ins Jenseits gerollt, brandet schon die nächste Welle an. Das einzig Wirksame ist denn auch Konsequenz und Taktik. Wir haben in der Vergangenheit zwar bereits Tipps zum Thema gegeben, in Anbetracht der diesjährigen Invasion des Grauens wiederholen wir die aber sicherheitshalber.

Schnecken - zack - zweiteilen

Stellen Sie den Wecker auf fünf Uhr, streifen Sie die Gummler über und begeben Sie sich mit scharfen Scheren ausgerüstet in den Garten, um die Schnecken - zack - zweizuteilen. Diese Meuchelmethode ist die einzig sinnvolle, sie wird sogar vom Umweltbundesamt empfohlen. Wiederholen Sie diesen Prozess nimmermüde, bis der erste Schnee fällt.

Dann alle üblichen Maßnahmen: nur morgens gießen, Mulchschichten und Verstecke stets kontrollieren, rund um Gemüsegärten oder besondere Rabatte Schneckenzäune errichten, am besten aus Kupferblech, denn das ist für Molluske giftig. Jauchen ausbringen, die mögen sie auch nicht. Vor allem aber: Verbündete suchen, also Nützlinge fördern. Schnecken- und Schneckengelegevertilger sind Igel, Maulwürfe, Spitzmäuser, Laufkäfer, Glühwürmchen - und auch Weinbergschnecken. Letztere gelten übrigens regionsweise als gefährdet. Die argen Schäden richten hauptsächlich die Nacktschnecken an.

Die sollen übrigens bitterer schmecken als die anderen und deshalb weniger natürliche Feinde haben. Stellt sich die Frage: Wer hat sie zum Zwecke dieser Feststellung eigentlich verkostet? (Ute Woltron/Der Standard/rondo/25/06/2010)