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Bettina Wulff trägt ein ähnliches Tattoo wie Pamela Anderson. Beide haben auf ihrem Oberarm ein Tribal-Zeichen.

Foto: Reuters/FABRIZIO BENSCH

Aus gegebenem Anlass wollen wir uns heute mit Tattoos beschäftigen. Halb Deutschland fragt sich seit Wochen, ob es sich für eine Bundespräsidentengattin ziere, ein Tattoo zu tragen. Nur so viel: Wir haben damit kein Problem.

Die Wissenschaft sagt, dass Tattoos ein Zeichen von Individualität seien, Menschen sich also mittels eines Tattoos von ihren Mitmenschen unterscheiden möchten. Ozzy Osbourne etwa könnte ohne seine charakteristischen Tattoos mit Marilyn Manson verwechselt werden. Oder dieser mit einem Salonmaler. In der Wiener Kunsthalle ist genau das passiert. Man hätte dort besser auf Marilyns Tattoos achtgeben sollen. Im Schloss Bellevue weiß in Zukunft jeder sofort: Die mit dem Tattoo am Oberarm ist die Bundespräsidentengattin. Und nicht die Putzfrau.

Kaiserin Sisis Anker

Was passiert aber, wenn Menschen die gleichen Tattoos tragen? Bettina Wulff etwa trägt ein ähnliches Tattoo wie Pamela Anderson. Beide haben auf ihrem Oberarm ein Tribal-Zeichen. Das sind schön geschwungene Zeichen, die - wenn sie über dem Po zu liegen kommen - auch als Arschgeweih bezeichnet werden. Oder bei weiblichen Trägerinnen - nicht gerade politisch korrekt - als Schlampenstempel. Eine Wortwahl, die wir für die Zukunft überdenken müssen. Ansonsten flattert uns eine Sammelklage ins Haus - von der Interessengemeinschaft der internationalen Tribal-Träger. Deren Macht sollte man nicht unterschätzen.

Anfang der 90er, als die Tribal-Zeichen plötzlich modern wurden, waren sie ein Ausweis der Unangepassten. Seit damals ist einiges passiert. Ohne Tattoo kommt heute keiner mehr in den Big-Brother-Container. Jetzt, schreiben die Medien, hat es eine Tattoo-Trägerin das erste Mal in einen Amtssitz geschafft. Diese Einschätzung ist nicht ganz korrekt: Bereits Kaiserin Sisi trug einen Anker auf ihrer Schulter. Und den Fußknöchel von Samantha Cameron, der Frau des englischen Premiers, ziert ein Delfin. Beide Ladys wussten bzw. wissen dieses Geheimnis gekonnt zu verbergen. So wie es sich für Jugendsünden gehört. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/30/07/2010)