Ring, Halskette, Amulett oder auch megakitschiges Porzellanfigürchen sollen Glück bringen.

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+++Pro
Von Irene Brickner

Glück ist relativ. Mancher oder manche setzt den Level seines Eintretens ziemlich niedrig an. Etwa dann bereits, wenn das schnöde Gegenteil, Pech nämlich, ausgeblieben ist. Da reicht es schon, wenn man trotz verschnarchten Weckerläutens und nachfolgendem Öffi-Versäumens den wichtigen Termin doch noch geschafft hat – weil die Person, die man traf, ebenso verspätet war wie man selbst. Oder wenn man im Supermarkt kurz vor Ladenschluss noch einen wirklich frischen Strauß Biorosen als Esssenseinladungsmitbringsel ergattert hat. Ein Glücksfall halt!

Und weil es diese kleinen Momente der Freude und Genugtuung sind, die unseren Alltag aufhellen und uns weitermachen lassen: Wen bitte kann der Versuch, den relativen Glückseffekt an ein Ding zu binden – ihn sozusagen zu Privatzauberei zu machen -, schon stören? Ob Ring, Halskette, Amulett oder auch megakitschiges Porzellanfigürchen: Immerhin sind die Minifetische, um die es geht, meist ebenso unauffällig wie die Glückswirkung, die ihnen zugeschrieben wird.

Kontra---
Von András Szigetvari

Theoretisch mag es sinnvoll sein, Hoffnungen und Wünsche an ein Plüschtier oder einen Talisman zu binden, damit Fortuna einem hold bleibt. Wer das Prinzip aber zu Ende denkt, wird Fallen und Abgründe finden. Was, wenn das Glücksschwein verlorengeht? Bekommt dann der Dieb den vermeintlich kosmischen Energieschub? Wenn etwas Glück bringt, folgt daraus, dass sich auch das Pech um uns herum vergegenständlicht? Außerdem versagen Glücksbringer regelmäßig. Der deutsche Offensivstar Lukas Podolski zeigte vor der WM in Südafrika stolz Glücksschnuller (vom Sohn) und Glücksfamilienalbum her. Was nützte es? Poldi wurde nicht Weltmeister und schoss gerade mal zwei müde Treffer.

Zum Schluss ein abschreckendes Beispiel aus Chile. Mit einem Blatt Papier signalisierten die 33 chilenischen Bergkumpel ihr Überleben. Wer reiste später mit dem Papier durch Europa, verteilte Abschriften und heimste den Lorbeer ein? Staatschef Sebastián Piñera. Das eigene Glück auch noch von Fremden vermarkten lassen? Nein danke. (Der Standard/rondo/05/11/2010)