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Fliegenpilze an Rentiere verfüttert.

Foto: APA/Zucchi Uwe

In Berlin experimentiert man derzeit in der gehobenen Küche mit eingelegtem Moos. Man begräbt auch Rote Rüben in einer Salzkruste, um sie im Rohr bei höchster Stufe zwei Stunden garzubacken. Im dortigen Museum für Gegenwart im Hamburger Bahnhof, der übrigens auch das Restaurant von Sarah Wiener beherbergt, die dort leidlich liebevoll Wiener Schnitzel mit Sardellen garniert, verfüttert der deutsche Künstler Carsten Höller im Rahmen seiner Ausstellung Soma Fliegenpilze an Rentiere. Deren Urin trinkt man dann in jahrtausendealter Sitte, um sich psychedelisch illuminiert wegzuhacken. Zielgruppe: Häuptlinge, Krieger, Stammtischbrüder am Lagerfeuer. Man kann also ruhigen Gewissens behaupten, dass die Verarbeitung von Lebens- und Rauschmitteln sowie anderem Quatsch aus dem Wald an einem gewissen lukullischen Endpunkt angelangt ist.

Weil heute das Angeberkochen speziell im Testosteronbereich bis tief hinein in die bildungsferneren Schichten Mode geworden ist, fällt es mittlerweile schon wieder positiv auf, wenn Männer so wie früher Schwäche zeigen und so tun, als ob sie Nahrung erst etwas anginge, wenn diese auf den Tisch kommt. Das ist auch insofern angenehmer, als sich hier das Verursacherprinzip anwenden lässt.

Wer beim Kochen Geschirr dreckig macht, soll es gefälligst auch selbst wieder saubermachen. Bubi ging gegenüber dem Dichterfürsten einmal allen Ernstes so weit, die Ansicht zu äußern, dass es sich bei der feinen Küche um Geschmacksfaschismus handle. Das wundert jetzt aber niemanden wirklich. (Christian Schachinger/Der Standard/rondo/10/12/2010)