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Am schönsten ist der Krokus, wenn er in der Gruppe auftritt.

Foto: APA/Martin Meissner

Sorry, es gibt noch keine frischen Spargel in unseren Breiten zu ernten. Das braucht noch. Wenn man sich aber in der Ordnung der Spargelartigen umsieht, wird man trotzdem fündig. Man findet, unter anderen Familien, jene der Schwertliliengewächse Iridacea. Dieser eingeordnet sind die Crocoidea, auch Handtaschlacea oder Krokusse genannt. Und wer in der fünften Haupt gut aufgepasst hat, weiß, dass auch diese Bleamerln mitunter Feines für die Küche liefern können, nämlich den Safran. Dieser wird aus der Narbe des Stempels des angebauten Safrans gewonnen, das Zupfen ist mühsam und daher das Ergebnis nur gegen sehr viel Geld eintauschbar. Weil die Krokusse aber auch sehr schön anzusehen sind und hier als Frühlingsboten gelten, gibt es sie in allen möglichen Zuchtformen. Wie immer sind mir die einfachen, simplen Erscheinungsbilder lieber, dafür davon aber satt. Krokusse müssen in Massen auftreten, damit sie so richtig wirken.

Dazu hat Sir Edward V. Bowles das Krokus-Bowling erfunden. Man nehme eine Unzahl an Krokusknollen und begebe sich auf jene Wiese, in der es im kommenden Frühjahr nur so crocoideen soll. Man nehme einen Stein und werfe ihn, der Hexe des trivial-populären Wurf- und Rollsports Boule nicht unähnlich, in hohen Bogen ungefähr 15 Meter weit. In Folge versuche man diesen mit den Krokusknollen zu treffen. Dort, wo die ersten zwölf Knollen liegen bleiben, setze man sie auch ein. Dieses Spiel wiederholt man, so oft es geht, an den unterschiedlichsten Winkeln der Wiese oder des Gartens. Wenn die Knollen dann im kommenden Jahr austreiben, wirkt die Gruppenbildung spontan, natürlich und sehr, sehr ungewollt. Ab dann vermehren sich die violett-fragilen Schönheiten eh von selber, und man muss nur noch gelegentlich die eine oder andere Stelle mit frischen Knollen neu bespielen. Also, die Krokusse sind nichts für ernsthafte Gemüter. Und, ganz wichtig, sagen Sie nie Krokeen zu ihnen. (Gregor Fauma/Der Standard/rondo/18/03/2011)