Foto: Glitterhouse

L/O/N/G
American Primitive

(Glitterhouse/Hoanzl)

Der österreichische Elektronikmusiker Rupert Huber (Tosca) und der in Ljubljana lebende, zuletzt mit den afrikanischen Wüstenrockern Tamikrest produzierende US-Songwriter Chris Eckman (The Walkabouts, Dirtmusic) führen scheinbar unvereinbare Pole zusammen. Leicht unterkühlte, elegante und dem aktuellen Anlass entsprechend rhythmisch forscher angelegte Elektronik, wie man sie seit eineinhalb Jahrzehnten in Wiener Coffee-Lounges gerne spielt, trifft auf die pathetische Americana von Holzfällerhemdträgern mit einem Diplom in Todes-Country - unter besonderer Berücksichtigung neuerer Forschungserkenntnisse des Nick-Cave-Instituts für Klischeeverdichtung im britischen Brighton. Allein der Titelsong schlägt sämtliche ähnlich gelagerte Versuche des US-Kollegen Mark Lanegan mit dem britischem Produzententeam Soulsavers um Längen.

BLACK SHAMPOO
Curious Kid

(just50.at/Hoanzl)

Das junge Wiener Trio schüttelt sein Haupthaar zu rudimentärem, brachialem Rock 'n' Roll, wie er in amerikanischen Vorstadtgaragen von weißen Kinderpunks schon seit den 1960er-Jahren gegen die Nachbarschaft produziert wird. The Cramps ohne sexy, Jon Spencer Blues Explosion ohne Explosion. Louie Louie ohne The Sonics. Nett darf man das wohl nicht nennen. Zeitlos!

MADCHEN AMICK
Black Lodge

(Vienna Wildstyle Records)

Das Wiener Duo kombiniert minimalistischen elektronischen Rockabilly im Stile Alan Vegas und Suicides mit genüsslich-dekadentem Knödelgesang, wie man ihn etwa von den Linzern Didi Bruckmayr und Wipeout kennt. Dank der Mischung von Patrick Pulsinger driftet das Album nicht ins Kabarettistische ab. Laut hören! (schach, DER STANDARD/RONDO - Printausgabe, 15. April 2011)