Erfolgreicher Nachwuchsdesigner mit frischen 23 Jahren - George Bezhanishvili

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Der Mann meint es ernst. Gerade einmal 23 ist George Bezhanishvili, doch wenn er spricht, dann legt er seine Stirn in Falten. Mode ist für ihn kein Spiel, nein, Mode ist eine ernste Angelegenheit.

Das lässt sich Bezhanishvili auch von niemandem ausreden - weder von seinem Vater im fernen Georgien, der jahrelang glaubte, sein Sohn würde in Wien Architektur studieren und erst über einen Artikel in einer Lokalzeitung die Wahrheit erfuhr, noch von seinem Professor an der Wiener Angewandten, Bernhard Willhelm. Der deutsche Designer ist für seinen humorvollen, manchmal durchaus klamaukigen Zugang zu Mode bekannt - etwas, das Bezhanishvili aus tiefster Überzeugung ablehnt. Dreimal, sagt er, habe er den Herrn Professor im vergangenen Studienjahr gesehen, und auch dann hätten sie sich nicht all zu viel zu sagen gehabt.

Bezhanishvili geht seinen eigenen Weg, und das von Anfang an. "Als ich vor fünf Jahren nach Wien kam, sprach ich überhaupt kein Deutsch. Ich habe es mir selbst beigebracht." Beigebracht hat sich der junge Modedesigner dann gleich noch einiges mehr: zum Beispiel was eine französische Naht ist oder wie man eine genaue Schnittzeichnung anfertigt. "Die einzige Modezeitschrift, die ich mir in Tiflis regelmäßig gekauft habe, war die russische Vogue. Weil ich mich damit aber nicht blicken lassen konnte, habe ich gleich noch eine Architekturzeitschrift mitgekauft. Beides zusammen hat mich viel Geld gekostet." In der Modeklasse der Angewandten (in den ersten Jahren unter Professorin Veronique Branquinho) hatte Bezhanishvili das Gefühl, einiges nachholen zu müssen. Er saugte all das auf, was er modemäßig in die Finger bekam.

Sprung ins richtige Leben

Das hat sich ausgezahlt. Bezhanishvili wird als das derzeit hoffnungsvollste Talent der jüngeren Wiener Szene gehandelt. Vergangene Woche wurde ihm der Modepreis des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur zugesprochen. Er finanziert ein Jahrespraktikum bei einem internationalen Modehaus. Bei einem großen kommerziellen Label, sagt Bezhanishvili, möchte er das Praktikum absolvieren, bei Hermès zum Beispiel oder Givenchy.

Während es sich viele seiner Kommilitonen in einer Art kreativen Luftblase gemütlich machen, wagte Bazhanishvili bereits früh den Sprung hinaus in die richtige Welt. Er präsentierte seine Kollektion auf der Fashion Week in Berlin, besuchte einen Workshop der Schuhmarke Camper in Mallorca und assistierte bei diversen Modemachern in Paris. Der wichtigste Schritt war aber die Gründung des Labels "Femme Maison", eines Frauenmodelabels, das er gemeinsam mit seiner ehemaligen Studienkollegin Franziska Fürpass betreibt und mit dem die beiden schon einiges an Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Das ist kein Wunder, besticht es doch durch einen ganz eigenen, kraftvollen Stil, der auch in der mit dem RONDO-Vöslauer Modepreis (Dotation: 3000 Euro) ausgezeichneten Abschlusskollektion von Bezhanishvili deutlich sichtbar ist: Höchste Eleganz trifft hier nämlich auf große Eigenwilligkeit in der Schnittführung.

Riesige Goldschnallen für edlen Touch

"Meine Abschlusskollektion ist eine Homage an meine Herkunft", erzählt der georgische Designer. Am Staatsmuseum für Kunstgeschichte in Tiflis studierte Bezhanishvili die Trachten seiner Heimat, etwa die voluminösen Wollmäntel mit den Patronentaschen auf Brusthöhe. Allerdings interpretierte er die Brust- und Seitentaschen neu, Krägen (mit goldenen Reißverschlüssen) sind als Schals benutzbar, Seitenschlitze platziert er asymmetrisch. Dazu kombiniert er Tunikas in persischen Teppichmustern und wunderbar fließende Bundfaltenhosen.

Wichtig sind bei Bezhanishvili auch immer die Accessoires. Im Fall seiner Abschlusskollektion verleihen goldene Arm- und Halsreifen und riesige Goldschnallen der Kollektion einen zusätzlichen edlen Touch. Dieser wird auch durch die hervorragende Verarbeitung der Woll- und Seidenstoffe unterstrichen: "Schlechte Verarbeitung", ist der Designer überzeugt, "zerstört das Design." Einen solchen Satz hört man bei jungen Designern selten. George Bezhanishvili spricht ihn dagegen mit großer Bestimmtheit aus. Seine Zukunft sieht er als Designer eines eigenen Labels. Er weiß, dass sein Weg nicht einfach sein wird. Es wird ihn allerdings niemand davon abbringen, ihn zu gehen. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/17/06/2011)