Teilt nur noch das Wesentliche mit, es gibt ja nur zwei Möglichkeiten. Entweder: Ich komme. Oder: Ich komme nicht.

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+++Pro
Von Benno Zelsacher

Mir ist schlecht. Meine Frau hat Kopfweh. Mein Kind hat Bauchweh. Bin schon wo eingeladen. Muss arbeiten. Bin verreist. Bei Hochzeiten muss ich immer heulen. Meine Einserpanier ist in der Putzerei. Bin eh schon zu dick. Bin auf Kiwidiät. Du kannst viel, aber Kochen wirklich nicht. Das war schon beim letzten Mal uröd. Prinzipiell gerne, aber bei Ihnen sicher nicht.

Es gibt stichhaltige Argumente, in gewissen Fällen sein Erscheinen zu verweigern. Wer Ausreden der beleidigenden Sorte wählt, hat eine gute Chance, vom betroffenen Gastgeber nie wieder eingeladen zu werden – und früher oder später überhaupt nicht mehr. Wer Ausreden der diplomatischen Sorte wählt, ist leicht durchschaubar.

Deshalb ein Aufruf: Teilt nur noch das Wesentliche mit, es gibt ja nur zwei Möglichkeiten. Entweder: Ich komme. Oder: Ich komme nicht. Wenn einem diese Worte zu dürr sind, kann er, sie natürlich auch, sagen: Danke, sehr lieb, ich freue mich über die Einladung. Ehrlich. Aber ich werde nicht kommen. Wieso? Weiß nicht.

Kontra---
Von Karin Pollack

Einladungen sind immer mit Aufwand für den Gastgeber verbunden. Da gibt sich einer Mühe, stellt eine Runde zusammen, hat unter Umständen versucht, zwei, drei Terminkalender miteinander abzustimmen – vom Einkaufen, Essenkochen, Weinanschleppen einmal abgesehen. Dieses Engagement gilt es aus Gründen der Höflichkeit mit einer begründeten Absage, die ja eine zuvor gemachte Zusage voraussetzt, zu würdigen. Und wo bitte ist das Problem: Migräne. Ein unverhofft wichtiger Termin. Kinder krank. Die Mutter ist überraschend angereist. Darmgrippe. Es gibt sicher hunderte Ausreden, die das Verständnis des Gastgebers finden werden, auch wenn sie nicht der Wahrheit entsprechen. Auch Gastgeber sind ja manchmal Eingeladene. Bei etwas offizielleren Terminen reichen auch schon "persönliche Gründe". Das einzige Motiv, das keine Angabe von Gründen propagiert, kann nur "keine Lust" sein. Meist ist einem dieser Umstand aber schon bei der Zusage klar. Wer diesen Moment der Wahrheit verpasst, muss dann eben (not)lügen. (Der Standard/rondo/05/08/2011)