Foto: Französische Vogue, Dez 2010

Es begab sich vor ziemlich vielen Monaten, dass die französische Vogue dem Modeschöpfer Tom Ford den Auftrag gab, eines ihrer Hefte zu gestalten. Als es letztes Jahr in der Vorweihnachtszeit herauskam, waren darin viele schöne Frauen in schönen Kleidern zu sehen. Manche von ihnen waren schon recht betagt und andere wieder recht jung. Ja, manche von ihnen waren sogar so jung, dass das Wort Frau angesichts ihres Alters ziemlich deplatziert erscheint.

Sexualisierte "Geschenke"

Trotzdem trugen die Sechs- bis Zehnjährigen sündhaft teure Pelze, millionenschwere Juwelen, hochhackige Schuhe und dicke Schichten von Make-up. "Cadeaux" war die Fotostrecke überschrieben: "Geschenke". In den Blogs wurde damals diskutiert, ob man Kinder derart instrumentalisieren und sexualisieren dürfe - die Empörung über Fords Bilderstrecke hielt sich aber in Grenzen. Provokation gehört bei Tom Ford schließlich zum Geschäft. Ein Dreivierteljahr später sind die Bilder jetzt wieder im Umlauf.

In den USA lief ein empörter Beitrag in "Good Morning America", in Großbritannien echauffiert sich sowohl der Guardian als auch die Daily Mail, in Österreich entsetzt sich Uschi Fellner in ATV life. Sommerloch nennt man normalerweise ein solches Phänomen. Schade nur, dass in kaum einem der Artikel und Beiträge erklärt wurde, warum spindeldürre 15-Jährige in Luxuskleidern auf dem Cover von Modemagazinen akzeptiert werden, eine offensichtlich ironische Kostümparty mit Kindern aber schockierend sein soll. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/19/08/2011)

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