Wenn man fünf, sechs Jahre alt ist und erkennen soll, dass sich Sparen lohnt, sind Spargeschenke schon ok.

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+++Pro
Von Eric Frey

Früher war alles besser, auch die Banken. Zwar waren die Zinsen mickrig und die Bankbeamten mürrisch. Aber einmal im Jahr hielt der Bundespräsident (Franz Jonas hieß er) eine inspirierende Rede, in der er die Tugenden des Sparens rühmte, und am nächsten Tag gingen wir mit unseren gesparten Schillingen in die CA ums Eck, stellten uns eine gute Stunde an und erhielten dafür echte Schätze: ein Jo-Jo, ein Magnet-Schachbrett, oder gar ein Kaleidoskop. Bei der "Z" gab's zwar angeblich die besseren Geschenke, aber Kinder aus gutem Haus gingen dort nicht hin.

Kein Wunder, dass die Banken damals noch populär waren. Und heute? Da sparen die Banken selbst. Wegen schäbiger Kulis oder Schlüsselanhänger stellen sich meine Kinder am Weltspartag jedoch nicht mehr an. Dabei würde etwas mehr Großzügigkeit die Millionenboni und Milliardenverluste der letzten Jahre vergessen lassen und die Banker wieder zu Freunden machen. Und mit einer treffenden Weltspartagsrede könnte der Bundespräsident die Finanzkrise schlagartig beenden.

Kontra---
Von Bettina Pfluger

Wenn man fünf, sechs Jahre alt ist und erkennen soll, dass sich Sparen lohnt, sind Spargeschenke schon ok. Aber mal ehrlich – die Plastikboxen und Schraubenzieher-Sets, Duschgels und Schlüsselanhänger, um die sich erwachsene Menschen am Weltspartag anstellen – dafür mitunter sogar noch in der Schlange warten -, liegen doch nur das ganze Jahr wieder herum. Als kleines Dankeschön für die Spareinlagen wären beispielsweise Sparzinsen, die über der Inflationsrate liegen, immer noch das weitaus schönere Geschenk. Denn aktuell erleiden Sparer einen Realverlust, wenn sie Geld auf ein Sparbuch legen.

Vor allem, wenn sie darauf täglich zugreifen wollen, sich also nicht über Jahre an ein Institut binden. Gut wäre auch, wenn für ganz normale Bankdienste – etwa Zahlungen via Erlagschein – keine Gebühr mehr zu berappen wäre. Zu all dem gesellen sich derzeit Gewinnwarnungen und das Aufpoppen von hochriskanten Deals. Da bedarf es schon weit mehr als einem kleinen Geschenk, um das Vertrauen der Sparer zu fördern. (Der Standard/rondo/28/10/2011)