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Fuhrmann empört Pensionisten mit ihrer Aussage "um zehn Euro" könne man sich gerade "drei Wurstsemmeln kaufen".

foto: apa/gindl

Salzburg – Für große Aufregung hat die Bundesobfrau der Jungen ÖVP, Abg. Silvia Fuhrmann, in Salzburg gesorgt. Sie habe kein Verständnis für die Ausgleichszahlungen an Pensionisten, die seit 1. Jänner weniger Nettopension bekommen. Denn "um zehn Euro" könne man sich gerade "drei Wurstsemmeln kaufen", meinte die junge Abgeordnete im ORF. Bei der SPÖ und der Gewerkschaft, aber auch beim ÖVP-Seniorenbund, stößt diese Aussage auf Protest.

"Wenn's hier um zehn Euro geht, und ich zum Billa gehe und mir dort drei Wurstsemmeln kaufe, zahle ich auch zehn Euro – da verstehe ich nicht, warum man hier jeden Euro zwei Mal umdreht", so Fuhrmann. Alle würden von den Pensionisten reden, niemand aber von der jungen Generation. "Die Jugendlichen kümmern sich nicht um ein oder zehn Euro, sondern bei denen geht's um viel mehr. Wir sind die Generation, die keine '100-Prozent-Der Staat-wird's-schon-richten-Pension' bekommen wird.

Sie habe deshalb kein Verständnis, "wenn hier wegen zehn Euro Diskussionen stattfinden und viel Geld ausgegeben wird für Plenarsitzungen im Parlament, und seitens der Pensionisten an die Jugendlichen oft gar nicht gedacht wird", sagt Fuhrmann.

Will nicht falsch verstanden werden

Am Dienstag wollte Fuhrmann im Zusammenhang, mit ihren gestrigen Aussagen zur Pensionserhöhung nicht falsch verstanden werden: Wenn der Eindruck entstanden sei, dass sie der Meinung sei, dass 10 Euro nichts wert seien, bedauere sie dies, so Fuhrmann. Sie wisse, dass 10 Euro gerade für Bezieher niedrigerer Pensionen und Einkommen viel sind.

Auch habe sie Respekt und Verständnis dafür, dass die ältere Generation um ihre Ansprüche kämpft. Aber auch die Jungen hätten ein Recht sich für ihre Interessen einzusetzen. Nachdem in den letzten Wochen – zu Recht – über die heutigen Pensionen diskutiert worden sei, dürfe man auch die jungen Menschen nicht vergessen. Diese werden kaum mehr Pensionen in heute üblicher Höhe bekommen und hätten vielmehr die Last der demografischen Entwicklungen zu tragen. Auf diesen Umstand habe sie gestern hinweisen wollen.

Kein Verständnis

Salzburgs Seniorenbund-Obmann Sepp Saller hat kein Verständnis für die Äußerungen Fuhrmanns: "Ich halte diese Stellungnahme für völlig entbehrlich. Es hat keinen Sinn, hier gegenseitig etwas aufzurechnen. Unsere Aufgabe (als Seniorenbund, Anm.) ist es, für die soziale Sicherheit der Senioren zu sorgen, und ich glaube, man sollte uns da nicht künstlich auseinander dividieren."

"Die JVP-Chefin hat offenbar total den Realitätsbezug verloren und strotzt nur so von Ahnungslosigkeit. Wenn Fuhrmann tatsächlich der Meinung ist, dass MindestpensionsbezieherInnen auf auch nur zehn Euro im Monat verzichten können, irrt sie gewaltig", meinte Gerald Forcher, Jugendsekretär in der Gewerkschaft der Privatangestellten in Salzburg. "Es gibt PensionistInnen, denen oft nur 30 Euro für einen Wocheneinkauf zur Verfügung stehen. Hier geht's um Personen, die mit weniger als 780 Euro im Monat das Auslangen finden müssen."

Für David Brenner, SPÖ-Jugendsprecher im Salzburger Landtag, ist die Aussage Fuhrmanns "entweder blanker Zynismus oder Ahnungslosigkeit. Fuhrmann habe offenbar noch nie erlebt, dass zehn Euro für viele Leute "eine Menge Geld" seien, ergänzt Brenner: "Ich empfehle, da einfach einmal einen Praxistest zu machen und mit zehn Euro in einen Supermarkt zu gehen. Sie wird feststellen, dass man da weit mehr als drei Wurstsemmeln bekommt."

Kritik von VP und Grünen

"Zu den unqualifizierten Äußerungen von Bundes-JVP-Obfrau (Silvia) Fuhrmann zur Frage der Kürzungen bei kleinen Pensionen hat die ÖVP-Salzburg nichts anderes zu sagen, als dass sie für die Salzburger ÖVP politisch irrelevant und inhaltlich abzulehnen sind. Wir stehen zu unserer Linie, dass Bezieher kleiner Pensionen nicht zum Handkuss kommen dürfen und haben das glaubwürdig und konsequent auch umgesetzt", so VP-Landesgeschäftsführerin LAbg. Gerlinde Rogatsch in einer Aussendung.

Landeshauptmann Franz Schausberger (V) habe – leider ohne Unterstützung der SPÖ – völlig richtig gehandelt, indem er Soforthilfe für die Bezieher von Mindestpensionisten angeboten habe. Daran werde auch eine ungeschickte Wortmeldung einer "unerfahrenen Jugendpolitikerin, die offenbar den nötigen Bezug zur Lebensrealität vieler älterer Menschen verloren hat", nichts ändern, sagte Rogatsch. Fuhrmann solle nachdenken, was es bedeute, wenn man mit 700 Euro seinen Lebensunterhalt bestreiten müsse.

"Frau Fuhrmann hat entweder keine Ahnung, was es heißt, mit einer Minimalpension auskommen zu müssen, von der einem auch noch zehn Euro weggenommen werden. Oder es ist ihr ebenso egal wie den beiden Parteien, die diese Pensionsreform beschlossen haben, ohne sich die Konsequenzen anzuschauen." So kommentierte der Grüne Landessprecher LAbg. Cyriak Schwaighofer den "Wurstsemmelvergleich" der Bundesobfrau der Jungen ÖVP, Silvia Fuhrmann. "So zu tun, als ob es bei den Pensionskürzungen bloß um drei Wurstsemmeln beim Billa ginge, ist angesichts der schwierigen Lebenssituation, in der sich die Betroffenen dank ÖVP und FPÖ befinden, blanker Zynismus", so Schwaighofer.

Dass sich ÖVP-Landesgeschäftsführerin Gerlinde Rogatsch von den Fuhrmann-Äußerungen distanziert hat, ist für den Grünen Landessprecher wenig glaubwürdig: "Wenn es der Salzburger ÖVP mir ihrem christlich-sozialen Bekenntnis auch nur halbwegs ernst wäre, müsste sie sich auf Bundesebene für eine Änderung der Pensionsreform einsetzen, anstatt bloß eine Jung-Abgeordnete zur Räson zu rufen", stellte Schwaighofer fest. (APA)