Dem Erfinder der Thermoskanne verdanken wir bald noch ein Stück Lebensqualität mehr - glaubt man zumindest am Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV). Denn geht es nach den Wissenschaftern, wird das Prinzip der luftleeren Kammern in Zukunft nicht nur den Kaffee heiß, sondern auch unsere Füße warm halten. Vakuum-Isolationspaneele, kurz VIPs genannt, dämmen etwa zehnmal so gut wie das beste bisher im Wohnbau verwendete Isoliermaterial und werden bereits jetzt bei hochqualitativen Kühlschränken eingesetzt. "Durch die außergewöhnlich hohe Dämmleistung kann eine enorme Platzersparnis erzielt werden", weiß Klaus Noller vom IVV. Vor allem bei der Nachrüstung von Altbauten kön- ne dies ein entscheidender Vorteil sein, da allzu dicke Dämmschichten aufgrund der räumlichen Gegebenheiten oftmals nicht möglich seien.

Bevor die VIP-Technologie aber fixer Bestandteil modernen Wohnbaus werden kann, muss vor allem die Lebensdauer der Paneele verbessert werden: Mindestens dreißig Jahre lang müssten der Innendruck des Paneels und damit die Isolierleistung konstant bleiben, lautet das Ziel.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht daher die Kunststoffhaut. Eine Kombination aus mehreren Lagen Folien und Beschichtungen soll die gewünschte Konstanz des Vakuums ermöglichen. "Außerdem sind aber auch noch Messmethoden notwendig, damit die Dämmleistung überwacht werden kann", sagt Noller. Bis zum Jahr 2006 will man beim IVV alle Probleme beseitigt und die VIPs serienreif gemacht haben.

Druckverlust

Weniger eng betrachtet man das Problem des schleichenden Druckverlusts beim Salzburger Unternehmen Blitzblau. Geschäftsführer Anton Ferle: "Über einen Zeitraum von 50 Jahren steigt der Druck im Paneel um etwa vier Millibar an, was einen Leistungsverlust von etwa 80 Prozent bedeutet." Da man diese Abnahme der Dämmleistung aber von Anfang an mit einkalkuliere, hindere sie auch nicht daran, das Produkt bereits jetzt anzubieten, gibt sich Ferle pragmatisch.

Dass die VIPs überhaupt problemlos verarbeitet werden können, ist nicht zuletzt seiner Firma zu verdanken. "Die Befestigung dieser Paneele war immer eine der größten Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Vakuumdämmung. Die von uns entwickelte Methode ermöglicht nun endlich die Anwendung im Wohnbau." Grundidee des Montageverfahrens ist es, die VIPs mit Abstand zueinander zu verlegen und mit herkömmlichen Isoliermaterialien zu ergänzen. "Ecken oder Rundungen sind damit kein Problem mehr." Obwohl diese Befestigungsmethode einen Leistungsverlust von ungefähr fünf Prozent verursacht, erwartet Ferle die Etablierung am Markt in den nächsten zwei Jahren.

Auf einen Dämmstoff der anderen Art setzt man bei der Holzforschung Austria. "Die bei der Herstellung von Zellulose anfallenden Reste werden üblicherweise einfach vernichtet. Wir haben eine Möglichkeit gefunden, diese Fasern zu Dämmmaterial zu verarbeiten", sagt Projektmitarbeiterin Irmgard Matzinger. Durch die Verwertung dieses Abfallprodukts werde auch der "mittlerweile sehr begehrte" Rohstoff Altpapier gespart, ein wichtiger ökologischer Aspekt, so Matzinger.

Der Vorteil gegenüber herkömmlichen Zellulosedämmstoffen liege aber in den Verarbeitungsvarianten: Das Material kann wahlweise in Flockenform oder zu Platten gepresst hergestellt werden. "Das Produkt ist somit eine echte Alternative zu Glaswolle und bietet gleichzeitig die bewährten Qualitäten eines Zellulosematerials", preist Matzinger ihr Produkt. Trotz all dieser Vorzüge ist der Schritt zur industriellen Fertigung derzeit nicht in Sicht: Nach zweijähriger Laufzeit und Aufwendungen von immerhin 360.000 Euro sind dem Projekt nun die wirtschaftlichen Partner abhanden gekommen.

Aber nicht nur im Bereich der Isolierung gibt es für den umweltbewussten Häuslbauer von morgen interessante Alternativen: Das Wiener Kompetenzzentrum KERP stellt gemeinsam mit dem Umweltdienst Burgenland Dachziegel aus Elektronikaltgeräten her. Verwertet werden dabei vor allem die Plastikteile, die nach genauer Sortierung zerkleinert, eingeschmolzen und in Form gepresst werden.

Die Entwicklung innovativer Wohnbaustoffe ist aber zum Großteil von Subventionen abhängig. Im Rahmen der Programmlinie Haus der Zukunft zum Beispiel wurden seit 1999 rund 150 Projekte mit insgesamt 16,3 Millionen Euro unterstützt. Derzeit sind Mittel zur Förderung von Demonstrationsvorhaben im Bereich Neubau und Althaussanierung ausgeschrieben, die Einreichfrist endet am 30. September. (Angelika Slavik/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. 3. 2004)