Nach jahrzehntelangen Absichtserklärungen installierte das Kulturamt der Stadt Wien nun endlich einen Fonds zur Förderung von Kunst im öffentlichen Raum. Dazu gehört auch eine Jury, die über die Vergabe der jährlich ca. 800.000 Euro bestimmen wird. Sie besteht aus: Ute Meta Bauer (Akademie der bildenden Künste), Silvia Eiblmayr (Galerie im Taxispalais), Brigitte Huck (Kuratorin), Edelbert Köb (Mumok) und Wolfgang Kos (Wien Museum).

Mit der Zusammensetzung dieser Jury hat die Wiener Kulturpolitik eine vielleicht nicht besonders öffentlichkeitswirksame, aber inhaltlich durchaus zentrale Gelegenheit ausgelassen, ihre proklamierte Progressivität einmal in die Praxis umzusetzen. Die demokratiepolitisch zentrale Frage, wer (ganz allgemein, aber besonders in öffentlichen Gremien) repräsentiert ist, gehört zum Einmaleins der öffentlichen Kunst. Das Bewusstsein dieser Frage ist das Apriori einer möglichen "Qualitäts"-Debatte.

In dieser Jury fehlen aber (vielleicht mit einer Ausnahme) ausgerechnet diejenigen, die im Bereich "Kunst im öffentlichen Raum" als AktivistInnen oder TheoretikerInnen präsent sind und etwas dazu zu sagen haben - und das sind in Wien nicht wenige. Genauso wie zum Beispiel auch keine migrantische Position vertreten ist.

Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny und sein Referent Roland Schöny orientierten sich offenkundig am niederösterreichischen Modell, dessen Jury allerdings weit ausgeglichener zusammengesetzt ist. In Wien wurde vor allem das Stichwort "Qualität" übernommen - eine Qualitätsvorstellung, die sich in Niederösterreich zum Beispiel in einem Franz-West-Marterl am Feldweg niederschlug. Das wird dem Diskursstand der öffentlichen Kunst aber nicht gerecht.

Es geht in diesem Feld seit langem nicht mehr um das Aufstellen irgendwelcher Werke "großer KünstlerInnen" (die so genannten "drop sculptures"), sondern um prozessuale Versuche, in das soziale Leben gestaltend einzugreifen.

Wenn es überhaupt noch Sinn hat, von "Kunst im öffentlichen Raum" zu sprechen, dann geht es dabei um die soziopolitische Bühne der Repräsentation.

Mit der "Street-Credibility" dieser Jury ist es jedenfalls nicht weit her. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.3.2004)