Salzburg/Innsbruck - Die in den vergangenen Monaten so erfolgsverwöhnte Salzburger SPÖ kann auch verlieren. Bei den am Sonntag in sieben der insgesamt 119 Salzburger Gemeinden abgehaltenen Bürgermeisterstichwahlen haben die Sozialdemokraten mit Mittersill und Bad Gastein gleich zwei wichtige Bürgermeisterämter abgeben müssen. Im Pongauer Kurort Gastein wurde Langzeitbürgermeister Manfred Gruber von VP-Kandidat Gerhard Steinbauer abgelöst.

Schnell-Kritiker siegt

Überraschend das Ergebnis im Pinzgauer Mittersill: Dort errangen die Freiheitlichen mit Wolfgang Viertler erstmals seit Jahren wieder einen Bürgermeistersessel. Der ehemalige Sekretär von Landesparteiobmann Karl Schnell gewann die Stichwahl gegen den bisherigen SP-Ortschef Roman Oberlechner. Schnells offizielle Freude über Viertlers Sieg dürfte tatsächlich nicht allzu groß sein. Der durch das Votum gestärkte Viertler gehört nämlich zu den parteiinternen Kritikern Schnells.

Nach den Stichwahlen in jenen Gemeinden, in welchen vor zwei Wochen keiner der Bürgermeisterkandidaten mehr als 50 Prozent der Stimmen erreichen konnte, stellt die ÖVP in Salzburg insgesamt 93 Bürgermeister, die SPÖ 25, die FP einen. Die Grünen bleiben weiterhin ohne Gemeindeoberhaupt.

Tirols Gemeinden bleiben nach der Bürgermeister-Stichwahl am Sonntag klar von der ÖVP dominiert, die sogar an Mandaten gewinnt. Aber auch SP und Grüne konnten deutlich zulegen. Eindeutige Verlierer sind die Freiheitlichen. Deren Sitze werden insgesamt von etwa 200 auf 86 mehr als halbiert.

Symbolisch wichtig ist der VP-Erfolg in Kitzbühel, wo Klaus Winkler den bisher einzigen FP-Ortschef, den ehemaligen Landtagsabgeordneten Horst Wendling, bei der Stichwahl auf Platz zwei verwies. Damit regiert die ÖVP, die im Land um 115 Mandate zulegte, nun in sechs von neun Bezirkshauptstädten: außer in Kitzbühel und Innsbruck (wo erst 2006 gewählt wird) in Kufstein, Schwaz, Lienz und Hall. In zwei (bisher drei) der 279 Gemeinden regieren Frauen: in Innsbruck Hilde Zach, in Leermoos überraschend Maria Zwölfer.

SP-Domäne bleiben die Bezirksstädte im Tiroler Oberland Imst und Landeck sowie Reutte, der Hauptort des Außerfern. Die SPÖ stellt nun 27 statt 26 Ortschefs, schmerzlich sind die Verluste der Bürgermeister in den Exhochburgen Hochfilzen und St. Jakob im Haus. Insgesamt gewinnt die SP 82 Mandate hinzu, der Frauenanteil steigt minimal von zwölf auf 15 Prozent.

Am meisten zulegen konnten die Grünen. Sie verdoppeln ihre Mandate von 25 auf 54 (inklusive der sich zu den Grünen bekennenden Bürgerlisten sogar auf 70). Sie sind nun in 31 Gemeinden präsent, erstmals in Wörgl, Hall, Wattens und Rum. Der Frauenanteil ist mit 44 Prozent der höchste. Das Ziel, in Sistrans Österreichs erste grüne Bürgermeisterin zu stellen, war zu hoch gesteckt. (bs, neu/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.3.2004)