Wien - Österreichs Wirtschaft ist im Gesamtjahr 2003 nur um 0,7 Prozent gewachsen. Diese vorläufige Zahl hat das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Freitag nach Vorlage der Berechnungen für das vierte Quartal genannt.

Das Wachstum hat sich damit im Vorjahr halbiert. 2002 war das heimische Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach revidierten Daten noch um 1,4 Prozent gestiegen.

Das Wifo war schon in seiner Juni-Prognose von einer Wachstumsverlangsamung auf 0,7 Prozent für 2003 ausgegangen. Eine Erholung der Konjunkturdynamik war zum Jahresende laut Wifo noch nicht erkennbar.

Bereinigt um Saison- und Arbeitstagseffekte sei die Wirtschaft im zweiten Halbjahr real sogar etwas schwächer als in der Jahreshälfte gewachsen.

Neue Prognose nächste Woche

Kommenden Freitag geben Wifo und IHS (Institut für Höhere Studien) ihre neuesten Prognosen bekannt. In seiner Dezember-Prognose war das Wifo von einer Beschleunigung des Wachstums für 2004 auf 1,7 Prozent und für 2005 auf 2,4 Prozent ausgegangen.

Das IHS, das zuletzt noch mit einem BIP-Plus von 0,9 Prozent für 2003 rechnete, hatte im vergangenen Dezember für heuer ein Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent prognostiziert und für das Folgejahr eines von 2,5 Prozent.

EU-Durchschnitt

Mit der für 2003 vorläufig errechneten Wachstumsrate lag die österreichische Wirtschaft im EU-Durchschnitt (+0,7 Prozent). Das BIP Deutschlands, des wichtigsten Handelspartners Österreichs, schrumpfte im vergangenen Jahr um 0,1 Prozent.

Während die Wachstumsimpulse in Österreich von den Bruttoanlageinvestitionen ausgingen (sie wurden nach einem Rückgang im Jahr 2002 um 4,3 Prozent ausgeweitet), entwickelte sich die Auslandsnachfrage "sehr verhalten".

Die heimische Exportwirtschaft, die 2002 trotz internationaler Konjunkturschwäche noch mit 3,7 Prozent relativ kräftig expandierte, ist im abgelaufenen Jahr mit einem Prozent deutlich langsamer gewachsen.

Im Güterexport wurde das Vorjahresniveau real zwar um 2 Prozent übertroffen, der Export von Dienstleistungen (einschließlich des Reiseverkehrs) verfehlte es jedoch (-1,4 Prozent).

Gesamtimport stärker gewachsen

Hingegen wuchs der Gesamtimport 2003 mit real 3 Prozent stärker als 2002. Dabei blieb der Wert der eingeführten Dienstleistungen in realer Rechnung ebenfalls um 0,8 Prozent unter dem Vorjahr, wegen lebhafter Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionsgütern stieg der Güterimport aber real um 4,7 Prozent (2002: +0,4 Prozent).

Die Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumgütern erhöhte sich 2003 mit real 1,3 Prozent etwas stärker als im Jahr davor (+0,7 Prozent). Dies sei teils auf die rege Nachfrage nach Pkw zurückzuführen, so das Wifo.

Gegen Jahresende ließ die Kauflust aber deutlich nach, im vierten Quartal war im Vorjahresvergleich ein Rückgang um 0,1 Prozent zu beobachten.

Die Investitionsnachfrage lieferte im Vorjahr den größten Wachstumsbeitrag für die heimische Wirtschaft: Die Ausrüstungsinvestitionen stiegen real um 6,1 Prozent. Sowohl Maschinen und Elektrogeräte (+6,8 Prozent) als auch Fahrzeuge (+4,1 Prozent) wurden verstärkt angeschafft.

Ein beträchtlicher Teil dieser Nachfrage wurde jedoch durch Güterimporte gedeckt, der Effekt auf die österreichische Produktion blieb damit begrenzt.

Bauinvestitionen als Konjunkturstütze

Als eigentliche Konjunkturstütze erwiesen sich 2003 die Bauinvestitionen, nach Rückgängen in den beiden vorangegangenen Jahren wurden sie um 2,8 Prozent deutlich ausgeweitet.

Vor allem die Investitionen in Nichtwohnbauten nahmen um 3,4 Prozent zu, weil die öffentliche Hand mit verstärkten Tiefbauaufträgen Impulse setzte. Auch im Wohnbau zeigten sich Erholungstendenzen (+1,6 Prozent), nachdem das Bauvolumen seit sechs Jahren geschrumpft war.

Leichter Anstieg bei öffentlichem Konsum

Der öffentliche Konsum erhöhte sich im vierten Quartal real um 0,4 Prozent, auch im Jahresdurchschnitt 2003 war eine mäßige Expansion von 0,7 Prozent zu verzeichnen. Nach wie vor sei die Entwicklung von anhaltenden Sparbemühungen geprägt, hieß es dazu.

Die größten Zuwächse an realer Wertschöpfung im Vorjahr gab das Wifo heute für das Bauwesen (+2,5 Prozent) sowie die Energie- und Wasserversorgung (+2,6 Prozent) bekannt.

Die meisten Dienstleistungsbranchen waren ebenfalls von der Konjunkturschwäche geprägt, die reale Wertschöpfung der Banken und Versicherungen stagnierte. Rückgänge gab es in der Sachgüterproduktion, der öffentlichen Verwaltung (je -0,2 Prozent) und der Land- und Forstwirtschaft (-4,8 Prozent). (APA)