"Zurück in die Zukunft": Mittlerweile ein Klassiker des Science- fiction-Kinos mit Christopher Lloyd in typischer Einstein-Pose bei der Berechnung des Landejahres.

Foto: Der STANDARD/ZDF
"Wie kann man da nicht neugierig sein, wie die Welt, sagen wir, im Athen des Sokrates oder im Virginia eines Thomas Jefferson ausgesehen hat?", schreibt der US-Autor Paul Auster in seinem soeben erschienenen Roman Nacht des Orakels, in dem ein Schriftsteller H. G. Wells' Sciencefiction-Klassiker Die Zeitmaschine für ein Drehbuch adaptieren soll. Und mit Timeline kommt am 30. April ein Film in die heimischen Kinos, der ebenfalls das Reisen durch die Zeit thematisiert: Während Ausgrabungsarbeiten verschwindet ein Professor auf höchst mysteriöse Weise und unternimmt eine Zeitreise zurück ins Mittelalter.

Der Autor der Buchvorlage, Michael Crichton, hat mit dem Physiker Michio Kaku zusammengearbeitet, um neueste Theorien der Quantenphysik in die Handlung einfließen zu lassen. Offenbar finden es hochkarätige Physiker seit langem nicht abwegig, sich mit derartigen Fantasien zu beschäftigen. Die Reise durch die Zeit ist aber auch für sie noch immer ein bloßes Gedankenspiel, um mit neuen Versuchsanordnungen die physikalischen Möglichkeiten abzutasten.

"Es ist eines der amüsantesten Themen der Physik", sagt der Astrophysiker Richard Gott, der zum Thema einige Bücher publiziert hat. Am Anfang steht die Relativitätstheorie, mit der Albert Einstein die damals gängigen Vorstellungen von Raum und Zeit als absolute Größen revolutioniert hat. Die so genannte Zeitdilatation besagt, dass Zeit dehnbar ist - je schneller man sich bewegt, desto langsamer läuft die Zeit.

Dieses Phänomen ist im Alltag durchaus messbar, allerdings sind nur Differenzen im Nanosekundenbereich zu erreichen. Um spektakuläre Zeitunterschiede zu erzielen, muss man sich in kosmische Gefilde begeben: Der Theorie nach müsste es zumindest im Inneren des Schwarzen Lochs eine unendliche Zeitverzerrung geben; nach dem Physiker Paul Davies befindet sich in jenen mysteriösen Gebilden im All, die alle Materie aufsaugen, ein Raum "jenseits des Endes der Zeit". Das Problem dabei ist nicht gerade klein: Schwarze Löcher verschlucken alles und man würde sofort im Nichts verschwinden.

Die Wurmlöcher

Diesen betrüblichen Aussichten haben andere Forscher, wie etwa der kalifornische Wissenschafter Kip Thorne, kosmische Wurmlöcher entgegengesetzt - zumindest in mathematischen Berechnungen. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um ein doppeltes Schwarzes Loch, das nicht nur über einen Eingang, sondern auch einen Ausgang verfügt: Wie bei einer Art Tunnel sind zwei Punkte miteinander verbunden, die im Raum Lichtjahre voneinander entfernt wären.

"Das ist alles Theorie", meint dagegen der Experimentalphysiker Rainer Blatt von der Universität Innsbruck, "niemand hat je ein Wurmloch gesehen." Überdies wird auch in fast allen mathematischen Modellen davon ausgegangen, dass Wurmlöcher äußerst instabil sind, rasch kollabieren und den Zeitreisenden zerschmettern würden.

Stephen Hawking sieht nur einen Weg, um Zeitreisen tatsächlich zu ermöglichen: Man müsste die Relativitätstheorie mit der Quantenphysik verbinden. Doch bisher stellt die Verquickung dieser unterschiedlichen Theorien ein unlösbares mathematisches Problem dar. Vorerst sind Zeitreisen also noch Filmen, Büchern und der eigenen Fantasie vorbehalten. Man kann sich aber auch an Einstein halten, der meinte: "Die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist nur eine Illusion - wenn auch eine hartnäckige." (Petra Rathmanner/