Freie Software, das steht für Technikfreaks, die für Ruhm und Ehre programmieren und ihren Code allen zur Verfügung stellen. "Doch bei größeren Projekten läuft nichts mehr mit 16-jährigen Nerds, die Entwicklung ist mittlerweile hoch professionalisiert, sagt Angelika Gößler vom Wiener Open-Source-Dienstleister Agami. Da werde dann in internationalen Netzwerken, in Firmen und an den Unis entwickelt und geforscht. Auch und gerade in Österreich: "In der Softwarebranche wird gerne gejammert - wenige sehen, wie renommiert wir international sind", so Gößler.

Österreicher finden sich in den verschiedensten Entwicklungsteams; mit "Rock Linux" hat Österreich sogar eine eigene Distribution des freien Betriebssystems. Auch die Idee für das offene E-Learning-System Eduplone, das nun offiziell vom Bildungsministerium empfohlen wurde, ging von Österreich aus. "Doch Lokalität spielt hier nicht mehr so die große Rolle", erklärt Georg Pleger vom Eduplone-Team. Denn mittlerweile arbeiten 120 Programmierer aus 15 Ländern an Eduplone; Man trifft sich halbjährlich zu Entwicklerkonferenzen - die letzte fand im Februar in Vorarlberg statt.

Europa-Konsortium

Rund um Eduplone hat sich nun auch ein Konsortium aus neun europäischen Firmen gebildet, eine Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung ist in Gründung. Denn auch wenn der Programm-Code gratis ist, lässt sich mit eventuellen Anpassungen, Dokumentation, Service und Schulungen Geld verdienen. "Die Anzahl der Open-Source-Firmen ist ab Herbst 2002 kontinuierlich gestiegen", sagt Friedrich Kofler von der Wiener Wirtschaftskammer. Auf der Open-Source-Plattform der Wirtschaftskammer sind mittlerweile 170 Firmen gelistet, die verschiedene Dienste rund um die freie Software anbieten. "So sollen sich Anbieter und Nachfrager leichter finden", erklärt Kofler.

Mit der Open-Source-Initiative Vorarlberg (OSIV) wurde nun im Ländle eine ähnliche Plattform ins Leben gerufen: Die Wirtschaftsstandort Vorarlberg GmbH und Telesis beraten Unternehmen bezüglich Open Source; Seminare und Schulungen werden geboten; ein Entwicklernetzwerk soll aufgebaut werden.

Als kleine Firma tue man sich aber schwer, eigene Ideen weiterzuentwickeln - "man kommt kaum an Forschungsförderungen", erzählt Gößler von Agami. Zwar fördert der Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft prinzipiell auch Open-Source-Projekte; allerdings muss ein wesentlicher Teil der Kosten aus Eigenmitteln der Firma abgedeckt sein. Was für Kleinfirmen oft problematisch ist.

"Ein spezieller Open-Source-Call wäre sinnvoll", schlägt Kofler vor. Doch weit wichtiger sei die Offenlegung der Microsoft-Schnittstellen und Dateiformate. Auf EU-Ebene wurde dazu mit dem Urteil gegen Microsoft ein erster Sieg errungen; die Redmonder kündigten aber Berufung an. (Heidi Weinhäupl/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29. 3. 2004)