"Cosi"-Regisseurin Ursel Herrmann beim Oster-Symposion Salzburg über Umdeutung der Frauenrollen in aktueller Oper
Redaktion
,
Salzburg - "Ich will keine passiven Gänschen auf der Bühne,
selbst wenn das Stück von Mozart und Da Ponte stammt. Aber vielleicht
entspricht meine Deutung den ursprünglichen Ambitionen Mozarts, es
gibt dafür eine Reihe von Indizien, vor allem in der Musik selbst."
Das sagte Ursel Herrmann, die gemeinsam mit ihrem Mann Karl-Ernst für
die Regie und die Ausstattung von Cosi fan tutte, der aktuellen Oper
der Salzburger Osterfestspiele, verantwortlich ist. Letzte Woche am Samstag
war die Premiere, freitags hat Ursel Herrmann beim Symposion
"Die Frau, der Mann nicht traut" ihre Regie-Gedanken erläutert.
Rollen tauschen
Zum dritten Mal gibt es das Salzburger Symposion, wie jedes Jahr
geht es dabei um die Frauen-Rollen in den aktuellen Opern der
Festspiele. Mit "Cosi fan tutte" steht heuer eine Oper auf dem
Programm, in der die Frauen Opfer eines intriganten Spiels werden.
Zwei Männer stellen die Treue zu ihren Bräuten auf die Probe, in dem
sie die Rollen tauschen und versuchen, die Partnerin des anderen zu
verführen, was auch gelingt. Damit scheint der Beweis erbracht, dass
alle Frauen zur Untreue neigen. Ursel Herrmann hingegen lässt die
beiden Frauen unabhängig voneinander die Wette der Männer belauschen.
Dadurch drehen sich die Motive und Positionen in diesem, so Herrmann,
"hart an der Klamotte" angesiedelten Verwirrspiel radikal um.
Radikaler Eingriff
"Es geht mir aber nicht darum, die Frauenfiguren mit Gewalt zu
emanzipieren, sondern darum zu zeigen, dass es für alle gefährlich
ist, zu glauben, man könne die eigenen Gefühle beherrschen. Niemand
ist diesem Spiel gewachsen, wenn es ernst wird, alle stürzen in tiefe
Verwirrung. Am Ende sind alle die Betrogenen. Aber zugleich ist
dieses Stück positiv-optimistisch, weil die Protagonisten gerade
dadurch die Chance haben, zu lernen und reifer zu werden",
argumentierte die Regisseurin ihr radikales Eingreifen in den Ablauf
der Geschichte. "Das gilt auch für die Frauen in unserer
Inszenierung. Sie sind es, die bewusst entscheiden, bei diesem Spiel
mitzuspielen."
Flucht nach vorn
"Ursprünglich hatten wir eine riesige Angst davor, die Cosi auf
der eigentlich viel zu großen Bühne des Salzburger Festspielhauses zu
machen, am Anfang wäre ich am Liebsten geflüchtet. Zudem ist es meine
erste Cosi, deren Leichtigkeit ohne die häufig zu erlebende
Oberflächlichkeit so schwer herzustellen ist", so die Regisseurin.
"Aber schließlich haben wir uns an den Raum gewöhnt und erkannt, dass
die Größe die Möglichkeit bietet, zwei parallele Handlungsebenen zur
gleichen Zeit zu zeigen. Und wir haben uns entschlossen, den Raum
groß zu lassen. Das geht nicht bei allen Opern, aber bei der Cosi
geht das, weil diese Oper keine Mauern braucht. Das ist eine luftige,
offene Oper mit einer eigenen Farbe, die ganz spezielle Beleuchtung
und Materialien braucht", erläuterte Ursel Herrmann. (APA)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.