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Szenenfoto aus 'Cosi fan tutte' unter der Regie von Christine Mielitz im Salzburger Landestheater, 2003.
Foto: APA
Salzburg - "Ich will keine passiven Gänschen auf der Bühne, selbst wenn das Stück von Mozart und Da Ponte stammt. Aber vielleicht entspricht meine Deutung den ursprünglichen Ambitionen Mozarts, es gibt dafür eine Reihe von Indizien, vor allem in der Musik selbst." Das sagte Ursel Herrmann, die gemeinsam mit ihrem Mann Karl-Ernst für die Regie und die Ausstattung von Cosi fan tutte, der aktuellen Oper der Salzburger Osterfestspiele, verantwortlich ist. Letzte Woche am Samstag war die Premiere, freitags hat Ursel Herrmann beim Symposion "Die Frau, der Mann nicht traut" ihre Regie-Gedanken erläutert.

Rollen tauschen

Zum dritten Mal gibt es das Salzburger Symposion, wie jedes Jahr geht es dabei um die Frauen-Rollen in den aktuellen Opern der Festspiele. Mit "Cosi fan tutte" steht heuer eine Oper auf dem Programm, in der die Frauen Opfer eines intriganten Spiels werden. Zwei Männer stellen die Treue zu ihren Bräuten auf die Probe, in dem sie die Rollen tauschen und versuchen, die Partnerin des anderen zu verführen, was auch gelingt. Damit scheint der Beweis erbracht, dass alle Frauen zur Untreue neigen. Ursel Herrmann hingegen lässt die beiden Frauen unabhängig voneinander die Wette der Männer belauschen. Dadurch drehen sich die Motive und Positionen in diesem, so Herrmann, "hart an der Klamotte" angesiedelten Verwirrspiel radikal um.

Radikaler Eingriff

"Es geht mir aber nicht darum, die Frauenfiguren mit Gewalt zu emanzipieren, sondern darum zu zeigen, dass es für alle gefährlich ist, zu glauben, man könne die eigenen Gefühle beherrschen. Niemand ist diesem Spiel gewachsen, wenn es ernst wird, alle stürzen in tiefe Verwirrung. Am Ende sind alle die Betrogenen. Aber zugleich ist dieses Stück positiv-optimistisch, weil die Protagonisten gerade dadurch die Chance haben, zu lernen und reifer zu werden", argumentierte die Regisseurin ihr radikales Eingreifen in den Ablauf der Geschichte. "Das gilt auch für die Frauen in unserer Inszenierung. Sie sind es, die bewusst entscheiden, bei diesem Spiel mitzuspielen."

Flucht nach vorn

"Ursprünglich hatten wir eine riesige Angst davor, die Cosi auf der eigentlich viel zu großen Bühne des Salzburger Festspielhauses zu machen, am Anfang wäre ich am Liebsten geflüchtet. Zudem ist es meine erste Cosi, deren Leichtigkeit ohne die häufig zu erlebende Oberflächlichkeit so schwer herzustellen ist", so die Regisseurin. "Aber schließlich haben wir uns an den Raum gewöhnt und erkannt, dass die Größe die Möglichkeit bietet, zwei parallele Handlungsebenen zur gleichen Zeit zu zeigen. Und wir haben uns entschlossen, den Raum groß zu lassen. Das geht nicht bei allen Opern, aber bei der Cosi geht das, weil diese Oper keine Mauern braucht. Das ist eine luftige, offene Oper mit einer eigenen Farbe, die ganz spezielle Beleuchtung und Materialien braucht", erläuterte Ursel Herrmann. (APA)