Wien - Die von Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V) angekündigte Sonderprüfung der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) hat begonnen. Wie Kassen-Sprecher Jan Pazourek berichtete, sind am Montag um 9.00 Uhr sechs Beamte sowie ein Mitarbeiter des Ministeriums in der WGKK eingetroffen. Zum Auftakt stand ein Gespräch mit Kassen-Obmann Franz Bittner und dem Direktorium auf dem Programm.

Laut Pazourek haben die Prüfer zunächst ihren Auftrag erläutert. Demnach sollen sie die Finanzgebarung und die Verwaltung der Kasse unter die Lupe nehmen. Dauern soll die Prüfung zwei bis drei Wochen, sie geschieht laut dem WGKK-Sprecher in Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen der Kasse.

Wie Pazourek betonte, sieht die Wiener Gebietskrankenkasse der Einschau gelassen entgegen. Auch die Unterredung am Montagvormittag habe in freundlicher Atmosphäre stattgefunden. "Die Prüfer sind routinierte und profunde Kenner der Sozialversicherungsträger. Die meisten von ihnen kennen unser Haus sehr gut. Wir haben jedenfalls nichts zu verstecken", betonte der Sprecher.

"Gutes und positives Zeugnis"

Schon 2001 habe es eine Sondereinschau gegeben, erinnerte Pazourek: "Damals ist uns ein gutes und positives Zeugnis ausgestellt worden. So wurde etwa festgestellt, wie viel uns durch Maßnahmen des Gesetzgebers entgeht."

Der Prüfankündigung durch Rauch-Kallat war die Ablehnung des zwischen WGKK und Ärztekammer ausgehandelte Vertrages im Verwaltungsrat des Hauptverbandes vorangegangen. Die ÖVP-Vertreter in dem Gremium haben vergangene Woche gegen den Entwurf gestimmt.

"Wo fließt das Geld hin?"

Von Seiten der Gesundheitsministerin kam Kritik an der Führung der Wiener Gebietskrankenkasse: Trotz höchster Einnahmen pro Kopf habe die Wiener Krankenkasse ein Defizit von rund zehn Prozent per anno. "Die Wiener Kasse hat pro Kopf mehr Einnahmen und mehr Ausgaben als andere. Wo fließt das Geld hin? Das will ich wissen", hatte Rauch-Kallat den Prüfauftrag begründet.

WGKK-Sprecher Jan Pazourek betonte am Montag, dass er die Ministerin nicht interpretieren wolle. Man müsse sich jedoch fragen, ob es sich bei dem Prüfauftrag nicht um eine Retourkutsche oder ein Ablenkungsmanöver handle. (APA)