Recht unterschiedlich gestalten sich die Vorbereitungen für den EU-Wahlkampf bei den vier Parteien. Am weitesten sind die Grünen, bei ihnen steht sowohl Spitzenkandidat wie wahlwerbende Agentur fest. Johannes Voggenhuber wird von der Werbeagentur Haslinger & Keck in Szene gesetzt. Darüber hinaus führen die Grünen erstmals einen europaweiten Wahlkampf und haben dafür ein internationales grünes "Dreamteam" gebildet, Voggenhuber ist Teil davon.

Ebenfalls fortgeschritten sind die Wahlkampfarbeiten in der ÖVP. Die langjährige Delegationsführerin Ursula Stenzel gilt als Favoritin des Kanzlers für die Spitzenkandidatur. In der ÖVP-Zentrale werden jedenfalls schon die Wahlkampflinien entworfen (ausführende Agentur Ogilvy & Mather).

Weniger glücklich gestaltet sich die Kampagnenfindung in der SPÖ: Parteichef Alfred Gusenbauer hat sich die Entscheidung über den Spitzenkandidaten vorbehalten, er will ihn oder sie erst beim Parteivorstand (wahrscheinlicher Termin 27. April) präsentieren. Die beiden profiliertesten roten Europapolitiker, Hannes Swoboda und Caspar Einem, müssen somit weiter auf den Wink des großen Vorsitzenden warten. Beide haben auf eigene Faust schon Ende Dezember ein "Themenpapier" zum Wahlkampf erstellt und es Gusenbauer und seiner EU-Wahlkampfleiterin Doris Bures überreicht. Momentan arbeiten sie an einem inhaltlichen Wahlkampfkonzept, das Mitte April fertig werden soll.

Da sich Gusenbauer bislang nicht einmal intern auf einen Spitzenkandidaten festlegen wollte, meinen einige, dass er vielleicht doch mit einem Überraschungskandidaten in die Wahl gehen wird. Ein Vorstandsmitglied: "Anders macht es keinen Sinn. Hätte er wirklich einen Kandidaten aus dem Parteifundus im Auge, hätte er ihm doch sicher die Chance gegeben, sich während der Arbeiterkammerwahlen ,aufzuwärmen‘". Unabhängig davon lud die SPÖ am Dienstag die Agenturen GGK und AHA-Puttner zu einem ersten Agenturbriefing.

In der FPÖ ist bis dato nur eines entschieden: Der "symbolische Spitzenkandidat" (Haider-Berater Andreas Mölzer) heißt in jedem Fall Jörg Haider. Eine wichtige Nebenrolle wird Wiens Neoobmann Heinz-Christian Strache zuteil. Er soll als Scharfmacher gegen einen EU-Beitritt der Türkei agieren. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.4.2004)