Die Pracht des tickenden Abbilds der Königin Victoria von England bei ihrer Krönung.

Foto: Uhrenmuseum
Sei es die Uhr der Katharina Schratt oder jene des Komponisten Otto M. Zykan.


Wien - Die "rückführende Hemmung" ist ganz sicher kein Begriff aus der Psychoanalyse. Und wenn das jemand ganz genau weiß, dann die Schauspielerin Elfriede Ott - schließlich ist sie gelernte Uhrmacherin, und das "Modell einer rückführenden Hemmung" war im Jahre 1943 ihr Gesellenstück. Der Ort, wo Otts Arbeit nun besichtigt werden kann, ist überdies ein ganz persönlich historischer: Schließlich hatte Otts Vater vis-à-vis vom Wiener Uhrenmuseum am Schulhof seine Uhrmacherwerkstatt.

"Prominente Uhren" sind es, die im Uhrenmuseum derzeit und bis 29. 8. zur Schau gestellt werden. Meist sind es deren Besitzer, die diese Uhren prominent machen. "Als ich mir die Sammlungen des Uhrenmuseums ansah, dachte ich mir eines Tages: Wer waren eigentlich die Menschen, die diese Uhren besessen haben", berichtet Kuratorin Eva-Maria Orosz. Und nicht alle Uhren sind mit ihren Besitzern derart bekannt geworden wie jene der Kaisergeliebten: "Wo ist die Uhr von der Katharina Schratt", fragen immer wieder Besucher.

Da findet sich etwa eine deutsche Standuhr, die ist schön anzuschauen - wird aber erst wirklich interessant, wenn man weiß, dass sie auf Ludwig van Beethovens Kommode tickte. Oder jener Chronometer, den Johannes Brahms in seiner Westentasche trug.

Die Taschenuhr von Bürgermeister Karl Lueger war selbstredend in Schwarz-Gold gehalten. Jene, die sein Nachfolger Helmut Zilk zum Pensionsantritt überreicht bekam, ist wiederum gänzlich gülden - aus einer Philharmonikermünze gearbeitet. Doch das ist gar nichts im Vergleich mit dem, was einstens hohe Beamte zum Antritt ihres Ruhestandes bekamen: Der Prunk der "Standuhr in Form eines Bergwerkes" aus dem Besitz des k. k. Oberbergrates Christian Mladý mit marschierendem Kumpel sowie auf- und abfahrenden Förderkörben sucht seinesgleichen.

Im Zuge der Vorarbeiten für diese Ausstellung wurden auch manch neue Erkenntnisse gewonnen. Lange dachte man, dass das Porträt auf einer prächtigen Taschenuhr jenes der Kronprinzessin Victoria sei. "Nachforschungen in London ergaben dann aber, dass es sich um niemand Geringeren als Königin Victoria von England handelt", erläutert Orosz. Dieser Zeitmesser stammt übrigens aus der reichhaltigen Uhrensammlung der Marie von Ebner-Eschenbach.

Dann wiederum werden Geschichten angedeutet, von denen man gern noch mehr in Erfahrung brächte. Wenn etwa Otto M. Zykan zu seiner Wanduhr schreibt: "Diese Uhr habe ich nur gekauft, weil ich eine vergnügte Situation in einer Abendlichtidylle eines New Yorker Cafés mit einem Andenken in meinem Gedächtnis verankern wollte."

Es konnten allerdings nicht alle gewünschten Objekte ausgestellt werden. Von der Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger hätte sie gerne die Uhr ihrer Küche ausgestellt, berichtet Kuratorin Orosz. Nöstlinger hätte auch sehr gerne kooperiert - musste dann allerdings doch brieflich absagen: "Die Uhr, die ich in meinem Haus habe, befindet sich im Einbauherd meiner Küche. Und meinen Einbauherd kann ich nicht entbehren." (DER STANDARD, Printausgabe, 15.4.2004)