Margit Fischer in ihrer Wohnung in der Wiener Josefstädter Straße, wo sie liebend gerne weiterwohnen will. "Es ist sehr wichtig, dass man die Bodenhaftung behält."
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Sie will als Präsidentenfrau das gleiche Leben führen wie zuvor. Bodenhaftung ist ihr das Wichtigste, erzählte sie Barbara Tóth.

Erst kürzlich, erzählt Margit Fischer, hat sie Herrn Franz, den Fleischverkäufer aus dem Geschäft ums Eck, das es schon lange nicht mehr gibt, auf der Straße wiedergetroffen. "Immer noch die gleiche Lausbubenfrisur", hat er zu ihr zugerufen. "Das war ein Kompliment", sagt sie.

Margit Fischer ist stolz darauf, die Gleiche geblieben zu sein - in den letzten 36 Jahren ihrer Ehe mit Heinz Fischer und in den letzten sechs Wochen des Präsidentschaftswahlkampfes.

Sie ist eine zierliche und gleichzeitig kraftvolle Frau. Ihre Augen strahlen, und wenn sie spricht, tut sie das mit leiser, aber bestimmter Stimme. Anders als ihr Mann versteckt sie ihre Meinung nicht hinter langen Schachtelsätzen. Frau Fischer kann sehr direkt sein. Etwa, wenn sie über das Bild spricht, das die ÖVP von ihr zeichnet.

"Ich war für die Kinder da, ich habe mich zurückgenommen. Die ÖVP macht sich darüber lustig, dass wir ein konservatives Weltbild haben, dabei hat das nichts mit Konservativismus zu tun. Im Gegenteil, mir sind Frauenfragen ein wirkliches Anliegen."

Gut kann sich Margit Fischer daran erinnern, als junge Frau für die Fristenlösung demonstriert zu haben. "Ich würde das auch heute wieder tun, auch als Frau des Bun- despräsidenten. Das sind wir Frauen unseren Töchtern schuldig."

Mit Politik ist Margit Fischer von klein auf vertraut. Ihre Eltern, beide aktive SozialdemokratInnen, mussten in den Dreißigerjahren nach Schweden emigrieren, wo Margit geboren wurde.

Sollte Heinz Fischer Präsident werden (Margit Fischer sagt: "Sollten wir es schaffen"), möchte sie keine First Lady der "Seitenblicke" werden. "Da habe ich ein ganz anderes politisches Verständnis. Unsere Gesellschaft soll für einen Rechtsanspruch auf ein würdiges Leben sorgen. Niemand soll auf den guten Willen von Privatpersonen angewiesen sein." Stattdessen würde sie dafür sorgen, dass bestehende Vereine die Förderungen bekommen, die sie brauchen.

So präsent wie Margot-Klestil-Löffler möchte sie nicht sein. "Ich würde mich zurückhalten, auch wenn ich eine sehr politische Person bin." Auch als Frau Bundespräsident möchte Margit Fischer ganz normal auf die Straße gehen und in den Geschäften rund um ihre Wohnung einkaufen. "Es ist wichtig zu sehen, was sich die Leute leisten können." Und sie will, dass ihr Herr Franz auch dann noch ein Kompliment macht. (DER STANDARD, Printausgabe 17./18.04.2004)