Prammer gab zu bedenken, dass Ferrero-Waldner die Chance zur Kandidatur nur habe, weil die erste Frauenministerin in Österreich, Johanna Dohnal von der SPÖ, den Weg bereitet hätte. Wo sei Ferrero-Waldners Stimme in Sachen fortschrittlicher Frauenpolitik gewesen, oder bei bei der Pensionsreform? Da habe Ferrero-Waldner auf die Frauen vergessen. "Jetzt plötzlich auf die Frauen zu setzen, halte ich für ein starkes Stück", so Prammer. Ferrero-Waldner meint ja, dass viele Frauen für sie stimmern würden und erwartet auch die Stimme Dohnals.
Prammer ist vom Sieg des SPÖ-Kandidaten Heinz Fischer überzeugt, und glaubt auch nicht, dass die ÖVP den besseren Wahlkampf mache, wie in letzter Zeit immer wieder behauptet werde. "Ich rechne fix damit, dass Fischer Präsident wird. Im "Interesse der Frauen". Wäre dann eine Frau erste Wahl für den zweiten Nationalratspräsidenten-Sessel?
Davon geht Prammer aus, zumindest die SPÖ-Frauen haben sich festgelegt. Und würde dann sie selbst zum Zug kommen? "Das ist derzeit kein Thema, jetzt geht alles um die Bundespräsidentschaft", will sich Prammer auf keine Diskussion einlassen. Aber nein sagen würde sie auch nicht, lässt sie erkennen.
Dohnal hat sich am Montag auch selbst zu Wort gemeldet: "Wenn eine Frau, die niemals in ihrem Leben für die Beseitigung von Ungleichheiten, für das Ausräumen von Abhängigkeiten und die gezielte Förderung der Eigenständigkeit von Frauen auch nur einen Finger gerührt hat, jetzt im Wahlkampf Frauensolidarität einfordert, ist das ungeheuerlich." Dohnal hofft, "dass die Frauen, die tagtäglich von der realen Politik dieser Bundesregierung unter Mitverantwortung von Ferrero-Waldner negativ betroffen sind, jetzt nicht auf das oberflächliche Werben mit dem Frausein hereinfallen", sagte Dohnal in einer Aussendung.
Alle Sektionschefs im Außenministerium sind Männer
Die Ex-Frauenministerin gab zu Bedenken, dass Ferrero-Waldner in ihrem eigenen Ministerium "nicht das geringste" zur Förderung ihrer weiblichen Mitarbeiterinnen getan habe. Nur sieben der 40 wichtigsten Posten des Außenamtes seien mit Frauen besetzt, alle sieben Sektionschefs sind Männer. Wenn Ferrero-Waldner jetzt ihr Geschlecht als Legitimation dafür heranziehe, die Unterstützung von Frauen einzufordern, sei das "unehrlich, unverschämt und - mit Verlaub - eine ziemliche Frechheit", sagte Dohnal.
"Unabhängiges Frauenforum" für Fischer