Trachtenpärchen in Eintracht: Die FPÖ-Spitze tritt offen für Benita Ferrero-Waldner ein. Auch der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider fand für die ÖVP- Kandidatin lobende Worte: "Wir wollen eine Bundespräsidentin mit sozialer Kompetenz."

Nun ist es doch noch ein Lagerwahlkampf geworden. Die Freiheitlichen unterstützen offen VP-Präsidentschaftskandidatin Benita Ferrero-Waldner. Ihr Gegner, der SPÖ-Kandidat Heinz Fischer, erhält dagegen die Unterstützung vom Chef der Grünen, Alexander Van der Bellen.

***

Wien - Benita Ferrero-Waldner ist die schwarz-blaue Kandidatin. Wenige Tage vor der Wahl tritt die FPÖ-Spitze offen für die Außenministerin ein. Vizekanzler Hubert Gorbach, die geschäftsführende FPÖ-Obfrau Ursula Haubner und Generalsekretärin Magda Bleckmann äußerten sich klar für Ferrero-Waldner und gegen den SPÖ-Kandidaten Heinz Fischer. Der wiederum erhält Unterstützung von Grünen-Chef Alexander Van der Bellen, der Fischer demonstrativ lobt und von Ferrero-Waldner fordert, zu den "unerträglichen Aussagen" von FPÖ-Seite über die NS-Zeit klar Stellung zu beziehen.

"Frischen Wind in die Hofburg"

Vizekanzler Gorbach erklärte am Mittwoch, er werde Ferrero-Waldner wählen, "weil sie einen frischen Wind in die Hofburg bringt". Haubner und Bleckmann begründen ihr Eintreten für Ferrero-Waldner mit dem Auftritt Fischers beim FPÖ-Hearing am Dienstagabend. Ein Bundespräsident müsse fähig sein zu klaren Antworten auf klare Fragen. Dies habe man bei Fischer vermisst. "Wir sind der Meinung, die Zeit ist reif für eine Frau als Bundespräsidentin."

Grünen-Chef Van der Bellen zollte Fischer "Respekt" für seine klaren Worte beim FPÖ-Hearing. Hier habe Fischer "einen gewissen Mut bewiesen". Eine offizielle Wahlempfehlung werde es aber von den Grünen nicht geben.

Fischer siegessicher

Fischer selbst zeigte sich mit dem FPÖ-Hearing zufrieden und gab sich ganz siegessicher: "Wir sind knapp unterhalb des Gipfels. Wir haben eine gute Route gewählt für den Aufstieg." Die Diskussion vor FPÖ-Funktionären sei "manchmal hart, aber fair" gewesen. Der ÖVP hielt Fischer vor, eine Route gewählt zu haben, wo der optische Eindruck zählen solle, nicht aber die politischen Positionierungen.

SPÖ-Frauenchefin Barbara Prammer sieht in der FPÖ-Unterstützung für die ÖVP-Kandidatin ein "Symbol für eine rückschrittliche Frauenpolitik" von Schwarz-Blau.

Cap attackiert Ferrero-Waldner

SP-Klubobmann Josef Cap widmete sich dagegen mehr der VP-Kandidatin. Ferrero-Waldner habe in allen sozialpolitischen Fragen versagt: Bei der Kassenreform habe sie gegen die Interessen der Patienten und für teurere Medikamente, also für die Pharmalobby gestimmt, ebenso gegen die steuerliche Begünstigung von humanitären Spenden. "Ihre sozialen Ankündigungen sind ein reiner Wahlkampfgag", meinte Cap.

Bei einer Pressekonferenz in Linz übte Ferrero-Waldner am Mittwoch erneut indirekte Kritik an Präsident Thomas Klestil: "Mir wird als künftige Präsidentin eine enge Zusammenarbeit mit allen sehr wichtig sein, und es wird daher bei Auslandsreisen immer auch eine Einladung an den Außenminister geben. Ich wurde nicht immer gefragt."

Benita tourt

Ferrero-Waldner tourte am Mittwoch durch Oberösterreich, in der Zielgeraden des Wahlkampfes machte der "Benita-Tross" Zwischenstopp in Schärding. Eine Gruppe Einheimischer, in feinste Sonntagsanzüge gehüllt und mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck, klärte Unwissende rasch auf: "Wir warten auf unsere fesche Benita, weil heut' ist ihr Oberösterreich-Tag." Zielstrebig spazierte die Kandidatin auf die ersten Schaulustigen zu - auf der Suche nach einem eindeutigen "Ja zur Damenwahl".

Leberkas und Salznagl

Mit dem Wissen, dass offensichtlich in Schärding noch Überzeugungsarbeit zu leisten ist, lud Ferrero-Waldner zum "Frühstück mit Benita". Serviert wurden "a Leberkas und a Salznagl" - außerhalb Oberösterreichs besser als Salzstangerl bekannt.

So manch chauvinistische Gehässigkeit der männlichen Zuhörer über die Möglichkeit einer Frau im ersten Amt des Staates wird rasch durch einen strafenden Blick der begleitenden Ehefrau in ein "natürlich brauchen wir jetzt einmal eine Frau" umgewandelt. Auf dem Stadtplatz von Schärding ist man sich sicher, wo das Kreuzerl am Sonntag hinkommt: "Der Fischer gehört in die Pension geschickt", ist ein glühender Benita-Fan überzeugt. (kob, mro, völ/DER STANDARD, Printausgabe, 22.4.2004)