Wien - Der VÖS Bund der Steuerzahler übt neuerlich Kritik an der Steuerreform 2005. Eine deutliche Entlastung sei nur bei der von 34 auf 25 Prozent gesenkten Körperschaftssteuer (KöSt) vorgesehen, jedoch sei der Faktor Arbeit "eindeutig zu wenig entlastet worden", hielt VÖS-Präsident Oliver Ginthör heute, Mittwoch, vor Journalisten in Wien fest.

Bei der Steuergerechtigkeit gebe es keine wesentlichen Verbesserungen. Und statt angekündigter Vereinfachungen seien Steuererklärungen jetzt sogar umfangreicher, komplizierter und aufwändiger geworden.

Acht bis 14 Seiten

Der Umfang der Steuererklärung sei von bisher vier auf acht bis 14 Seiten angewachsen, allein die Erläuterungen umfassen jetzt 22 Seiten, beanstandet Ginthör.

Auch die Möglichkeit bzw. Verpflichtung einer Online-Abgabe sieht der Vorsitzende der parteiunabhängigen Interessen- und Schutzvereinigung heimischer Steuerzahler kritisch: "Wir können uns des Eindrucks nicht verwehren, dass es die Finanzverwaltung selbst ist, die am meisten von Finanz-Online profitiert".

Rasterfahndung

Statt bisher 67 müssten nunmehr 160 Kennzahlen in den Computer eingegeben werden. Das erhöht laut Ginthör nicht nur den Aufwand um 20 und 40 Prozent, sondern es steige auch der Überwachungsgrad durch die Finanz: "Das erleichtert Rasterfahndungen, wenn diese Daten mit Durchschnittswerten verglichen werden", meint der VÖS. Somit habe die Reform Verwaltungsaufgaben auf den Staatsbürger überwälzt.

Die Chance einer umfassenden Gesamtreform des Besteuerungswesens sei einmal mehr versäumt worden, bedauert VÖS-Ehrenpräsident Franz Burkert. "Wie bei allen übrigen Reformvorhaben bleibt es bei bloßen Teilreformen".

Politiker wie Reformer seien überfordert gewesen, zeitlich wie auch inhaltlich. Die Vision einer Gesamtabgabenbelastung von unter 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2010 bezeichnet er als "zu vage" angesichts der immer stärkeren Konkurrenz der EU-Nachbarländer mit wesentlicher geringeren Steuer- und Verwaltungsbelastungen.

Steueroptimalen Massenumwandlungen

Angesichts dieser Bedrohung habe die Regierung rasch die KöSt abgesenkt. "Das reizt zu steueroptimalen Massenumwandlungen in Körperschaften, ohne Rücksicht auf allgemeine Rechts- und Bürokratiefolgen", so Burkert. Damit sei allerdings noch keine Hebung der Wirtschaftlichkeit der Betriebe verbunden.

Die "als größte Steuerreform aller Zeiten" angekündigte Reform habe in Summe die Erwartungen enttäuscht. Insbesondere bei den angekündigten Vereinfachungen sei "das Thema verfehlt" worden, so der Bund der Steuerzahler.

Die parteiunabhängige Interessensvertretung will weiter für eine Vereinfachung des Steuersystems und eine Senkung der Steuer- und Abgabenbelastung kämpfen. Steuerzahler würden weiter eine Totalreform des Steuersystems erwarten. (APA)