Thomas Klestil auf der Zuschauertribühne des Parlaments, im Juli wird er unten seine Abschlussrede halten.

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Für einen hat sich das leidige Thema Amtsvilla jedenfalls erledigt. Während Bundespräsident Thomas Klestil heute, Dienstag, mit seinem designierten Nachfolger Heinz Fischer zwecks Lagebesprechung zusammentrifft, sind die Vorbereitungen für seinen eigenen Um-, sprich Auszug aus der Döblinger Präsidentenresidenz voll im Gange.

Eine Villa in Wien-Hietzing wird die neue Wohnadresse des scheidenden Staatsoberhauptes und seiner Ehefrau Margot Klestil-Löffler sein. Zuvor gilt es noch eine Reihe offizieller Termine zu absolvieren: Business as usual – auch nach der Wahl.

Klestil wird am Zentraleuropäischen Präsidententreffen in Rumänien Ende Mai ebenso teilnehmen wie am Mitteleuropäischen Katholikentag in Mariazell. Er wird weiterhin Schulklassen und Pensionistenvereine empfangen oder "zu den Menschen hinausgehen", zückt Klestils Pressesprecher Meinhard Rauchen-- steiner den präsidentiellen Terminkalender.

Freilich, "im letzten Jahr" sei dieser "auch gesundheitsbedingt weniger voll geworden". Daher wird das Programm auch in den verbleibenden zwei Monaten im Amt dicht, aber nicht zu dicht sein.

Als letzten ausländischen Staatsgast wird Klestil Ende Juni den israelischen Präsidenten Moshe Katzav empfangen. Die Eröffnung der Carinthischen Sommerfestspiele geht sich für ihn um ein Haar nicht aus: Am 11. Juli wird bereits Heinz Fischer – dann drei Tage im Amt – die Eröffnungsrede an Klestils Stelle halten.

Zur eigenen Zukunft hält man sich in der Präsidentschaftskanzlei bedeckt. Rauchensteiner hält es für "nicht angebracht", Spekulationen anzustellen. Ein Großteil der insgesamt 72 Hofburg-Bediensteten wird auch unter einem Präsidenten Fischer weiterarbeiten. Welche Klestil- vertraute Beamte sich bereits über eine bevorstehende Versetzung Gedanken machen, war am Montag jedenfalls nicht zu erfahren.

Einer muss sich ganz sicher mit seiner baldigen Ablöse abfinden: Das Konterfei Thomas Klestils, das in Schulen und Amtsgebäuden omnipräsente Porträt des Staatsoberhauptes, wird nicht mehr lange von den Wänden lächeln. Beziehungsweise nicht lächeln. Denn Klestil hatte sich 1992 mit zwei verschiedenen Gesichtsausdrücken abbilden lassen: einmal ernst und staatstragend und einmal freundlich lächelnd.

Am 8. Juli ist Klestil aber noch einmal Nummer eins: Unmittelbar vor der Angelobung des neuen Bundespräsidenten wird Thomas Klestil seine Abschlussansprache im Parlament halten. (Karin Moser/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.4.2004)