Grafik: Cosima Reif
Die Trennung der Geschlechter ist Grundbedingung jeder Kultur, und heute, liebe Leserinnen, befällt mich aus staatstragendem Anlass die Laune, eine Kolumne nur über Männer zu schreiben. Damit hier nicht wieder nur gelogen wird, habe ich auch ernsthaft in einer Buchhandlung recherchiert. Männer sind erforschtes Gebiet, und zahllos die über sie publizierten Werke.

Sie stehen nicht weit entfernt von den Büchern über Aufzucht und Haltung der Zwergwyandotte. Zwergwyandotten sind eine drollige Kleinhuhnrasse, die nie wirklich Erfolg hatte. Angeblich sind die Eier zu klein. Zwergwyandotten sind auch sehr kleine Hühner, und Riesenwyandotten gibt's nicht. Jedenfalls, das Schwinden der Zwergwyandotte ist beredtes Beispiel für die Maßlosigkeit der heutigen Gesellschaft, die es immer riesig haben muss und von allem viel zu viel. Wer soll beispielsweise diese vielen Regale voller Bücher über Männer, Männeranlocken und Männerverstehen eigentlich lesen? Die vielen Buchhändlerinnen? Wohl kaum. Die Armen müssen leider hackeln.

Immer, wenn ich ein weiblich dominiertes Geschäft betrete, schaudert's mich. Sobald es mit einem Berufsstand erst einmal bergab geht, werden Frauen zugelassen. Die Kirche, das Militär, die Politik und McKinsey - überall gibt's jetzt Frauen, als Indikator, dass dort nichts mehr zu holen ist. Wenn ich irgendwo lese, dass bei gleicher Eignung Frauen bevorzugt werden, weiß ich sofort, dass man das Gehalt mit der Lupe suchen muss. Ein Blitz-Lichtblick ist ein zufälliges Foto der deutschen Bundesbankdirektion. Die Bankdirektorenriege ist fest geschlossen, Schulter an Schulter im Nadelstreif und wirklich, es muss noch Berufe geben, in denen man was verdient, denn keine hässliche Quoten-Dame stört das Glück.

Aber ich merke schon, diese Kolumne führt wieder ein Eigenleben und bleibt überhaupt nicht beim Thema. Zurück zu den Männern bzw. zum heutigen Stand der Männerforschung. In den Männerhaltungsbüchern tummeln sich in den Kapiteln "Anfütterung, Haltung und Pflege von Bankdirektoren" natürlich nur Gemeinplätze. Verständlich. Keine Dame, die einen Bankdirektor angefüttert hat, würde den Trick verraten. Zum Ausgleich gibt eine große Anzahl von Geschlechtertrennungsbüchern. Diese Bücher heißen "Warum Frauen immer falsch parken und Männer immer im Park schlafen" oder "Warum Frauen immer Präsidentin werden wollen und Männer ihnen immer so schmierige Wahlkampagnen einreden." Die Grundbedingung jeder Kultur ist die Trennung der Geschlechter, aber diese trennenden Bücher, was soll man damit? Im Bücherregal die Liaisons von den Dangereuses trennen? Ich bringe es nicht fertig, mich dafür von einem einzigen Euro zu trennen. Deshalb weiß ich leider nicht mehr über Männer, außer, dass sie größer sind als Zwergwyandotten. Ihre Cosima Reif, Zufallssexkolumnistin (DER STANDARD/rondo/30/04/2004)