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Ceske Velenice/Traiskirchen - Rund 90 Flüchtlinge aus Tschetschenien sind seit zwei Tagen bei Ceske Velenice/ Gmünd nach Österreich gekommen. Sie haben Asyl beantragt - stehen aber ohne staatliches Obdach da. Etwa in Wien, wo Diakonie-Mitarbeiter in der Nacht auf Donnerstag zwei Gruppen von je zwanzig Tschetschenen aus dem Zug respektive aus einem Bus holten. Die Menschen seien von den Behörden ohne konkretes Ziel nach Wien geschickt worden, sagte ein Flüchtlingshelfer.

Eine dritte Gruppe fiel einem Passanten vor dem Wiener Bundesasylamt auf: Er nahm die ermüdeten Männer, Frauen, Kinder mit nach Hause - und rief bei der Diakonie an. Dort gelang es, Platz in einer Notschlafstelle zu finden.

In Traiskirchen übernachten weitere 20 bis 30 Tschetschenen seit zwei Tagen in einem Pfarrsaal. Die Tage verbringen sie vor dem Eingang ins Lager, in das sie - trotz Bundesbetreuungsanspruch - nicht eingelassen werden. Das Rote Kreuz organisiert in Zelten eine Ausspeisung. Bürgermeister Fritz Knotzer (SP) hat die Straße vor dem Lager für durchfahrenden Verkehr sperren lassen.

Im Ministerbüro hieß es, die Tschetschenen hätten die ihnen angebotenen Quartiere abgelehnt. Im Lager aber sei kein Platz für sie.

SPÖ ohne Konzepte

Knotzer indes spricht von einem "Versagen der Asylpolitik Strassers", schont aber auch die eigene Partei nicht: Statt "Konzepte vorzulegen", beschränke sich die Bundes-SPÖ auf Kritik. Es herrsche die Meinung vor, mit dem Asylthema ließen sich "keine Wähler gewinnen". (bri/DER STANDARD, Printausgabe, 30.4./1./2.5.2004)