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In den Büros bereits Routine: Ständiger Umgang mit PC

Foto: APA/Rainer Jensen
„Es gibt keinen Grund, warum irgendjemand einen Computer in seinem Haus wollen würde.“ Dieses denkwürdige Zitat wird Ken Olsen, dem Gründer der Digital Equipment Corporation, zugeschrieben. Er selbst bestreitet, diesen Satz in seiner Rede 1977 gesagt zuhaben, das Zitat jedoch erlangte Weltruhm. Es steht symbolisch für den damals weit verbreiteten Irrtum, Computer seien vor allem von wissenschaftlichem Interesse, hätten im Alltag aber keine Zukunft.

Tatsächlich sind Computer zu Alltagsgegenständen geworden, die sowohl in Haushalten als auch in der Arbeitswelt eine enorme Bedeutung haben. Der routinierte Umgang mit PC und den meist verbreiteten Programmen sind mittlerweile unabdingbare Voraussetzungen für Bewerbungen in zahlreichen Branchen und Berufen.

PC als Alltagsgegenstand

Vor allem für ältere Menschen, die nicht mit Computern aufgewachsen sind, können diese neuen Anforderungen bei der Jobsuche ein Problem sein. Die 45-jährige Anna Trenker ist seit vier Monaten arbeitslos und scheiterte in der Jobsuche bisher an genau diesen Grundvoraussetzungen.

Zuvor war sie sechs Jahre als Sekretärin und Buchhalterin tätig. Dabei hatte sie zwar einen Computer bedient, der Umgang damit beschränkte sich aber auf zwei einfache Buchhaltungsprogramme. „Ansonsten bin ich ein technisches Nackerpatzerl“, sagt sie, „und ohne perfekte Excel-Kenntnisse kriegt man in meinem Beruf nur mehr schwierig etwas.“ Inzwischen belegt sie einen Kurs am Wiener WIFI, der dem Problem abhelfen soll.

6.000 Wiener Arbeitslose befinden sich derzeit in Um- und Nachschulungen, von denen ein Großteil den Umgang mit PC und EDV zum Inhalt hat. „Der Computer ist inzwischen bei allen Berufsausbildungen dabei, auch beispielsweise bei einer Umschulung vom Friseur zum Koch.“, so Helmut Rainer, zuständig für Förderungen und Fortbildung im AMS Wien. Er sieht im Umgang mit Computern die vierte Kulturtechnik neben Lesen, Schreiben und Rechnen, die eben auch ein Koch beherrschen sollte.

Florierende Branchen IT und EDV

Brigitta Prenner, 49, ebenfalls Buchhalterin, erledigt einen Großteil ihrer Arbeit am Computer. „Die Umstellung war nicht einfach“, sagt sie, „aber die Entwicklung ging ja nicht so rasend schnell vor sich. Ich habe eben mitgelernt – learning by doing.“ Ihr Arbeitsalltag in dem kleinen Bergbauunternehmen südlich von Wien hat sich durch den PC aber kaum verändert. Effizienter und schneller sei die Arbeit geworden, aber „was wir damit an Geld sparen, geht an den EDV-Techniker drauf, wenn wieder einmal eines der Geräte abstürzt“.

Ein höherer Grad der Technisierung bringt zwangsläufig Probleme wie Netzzusammenbrüche oder Totalabstürze mit sich, schafft aber auch Arbeitsplätze in Wartung und Reparatur der Geräte. Der 20jährige Informatikstudent Wolfgang Puffitsch hält den Begriff EDV-Techniker für überschätzt. „So kann man sich schon nennen, wenn man Frontpage oder ein vergleichbares Programm halbwegs beherrscht.“

Tatsächlich benötigt die Beantragung eines Gewerbescheins als freiberuflicher EDV-Techniker keine spezielle Ausbildung. Auch gibt es bislang keine Statistiken darüber, wie viele Arbeitende sich EDV-Fachkräfte nennen, das AMS subsumiert IT- und EDV-Fachberufe als „Technische Berufe“, zu denen beispielsweise auch Bauzeichner und Elektroingenieure gehören.

Von Österreichs Arbeitslosen suchten im März knapp 2500 einen Job im EDV-Bereich, noch im Jahr 2000 waren es nur 650. Gleichzeitig beklagt die Wirtschaft einen Arbeitskräftemangel in diesen Branchen, der sich in den kommenden Jahren noch verschlimmern soll. „Das Problem besteht seit längerem und hat oft regionale Gründe. Natürlich sind auch falsche Qualifikationen ein Mitgrund für diesen miss-match.“, erklärt Helmut Hofer, Arbeitsmarktforscher am Institut für Höhere Studien.

Auch in Zukunft wichtig

„Wie die Entwicklung im EDV-Sektor weitergehen wird, ist ungewiss“, so Hofer weiter. „Computer Skills werden aber in so gut wie allen Berufen wichtig sein, ohne sie wird man im Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben, ohne Diskussion.“ Die wachstumsintensiven Branchen der Zukunft ortet er hingegen in anderen Sektoren. „Der Trend geht in Richtung Gesundheits- und Freizeitberufen, alles was mit Wellness zu tun hat. Lebensberater oder Motivationstrainer werden sehr gefragt sein.“ Ob man auch in diesen Branchen verstärkt am Computer wird arbeiten müssen? „Wenn sich die Technologieentwicklung derart fortsetzt, wird so ziemlich alles mit IT und Computern zusammenhängen.“ (Wolfgang Luef)