Slovakiatourism.sk
Günstige Löhne, niedrige Steuern und flexible Arbeitskräfte. Österreich zählt zum drittgrößten Investor des Landes.

"Der Schrecken der stärksten Einzelgewerkschaft Deutschlands, der IG Metall, ist die Slowakei", stand vor kurzem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Wer es darauf anlege, könne dort sieben Tage in der Woche rund um die Uhr produzieren. Und produzieren heißt hier häufig: Autos bauen.

Denn die Karpatenrepublik habe Automobilkonzerne aus aller Welt auf sich aufmerksam gemacht. "Der Raum um Bratislava entwickelt sich - dank niedriger Arbeitskosten und Steuern sowie qualifizierter Fachkräfte - zur Auto- region", sagt Konstantin Bekos, Handelsdelegierter der Wirtschaftskammer in Bratislava.

Immerhin haben bereits vier renommierte Hersteller in der Slowakei investiert: VW, Hyundai, Toyota und PSA Peugeot-Citroën. Spätestens seit Finanzminister Ivan Miklos zu Beginn des Jahres die Steuern drastisch senkte und das Steuersystem vereinfachte, gilt das kleine Land zwischen Polen und Ungarn als Investorenparadies.

Seit Jänner 2004 gilt ein einheitlicher Steuersatz von 19 Prozent für Körperschafts-, Einkommens- und Mehrwertsteuer. Ein slowakischer Industriearbeiter, so Bekos, verdient im Schnitt 360 Euro monatlich.

Dass der Großraum um Bratislava seit rund zehn Jahren Auslandsinvestitionen in Milliardenhöhe anzieht, hat sich vor allem in Österreich schnell herumgesprochen. Immerhin zählt die rot-weiß-rote Alpenrepublik mit rund 1700 Betrieben zum drittgrößten Investor im Nachbarland nach Deutschland und den Niederlanden.

"Hongkong Europas"

Die günstigen Arbeitsbedingungen haben der Slowakei auch die Bezeichnung "Hongkong Europas" eingebracht, sagt der Handelsdelegierte. Rund 75 Prozent der Banken seien, laut Bekos, in österreichischer Hand: bekannte und renommierte Unternehmen wie Erste Bank, Raiffeisen, Volksbanken, Bawag und Meinl Bank fallen Bekos spontan ein. Aber auch im Versicherungs- und Leasingbereich sind die Österreicher stark unterwegs, und in der Industrie.

Nicht alle seien schon so lange da wie die Siemens AG, die bereits 1993 eine Niederlassung in Bratislava eröffnete und seitdem slowakische Kernkraftwerke und die Eisenbahn modernisiert hat. Daneben beliefern die Bayern auch die staatliche Telefongesellschaft und Volkswagen.

Große Chancen sieht Bekos für heimische Unternehmen in der Slowakei künftig in den Bereichen Umwelt, Infrastruktur, Automotive, Holzverarbeitung, Telekommunikation und im Lebensmittelsektor. Hier müssen erst EU-Standards eingeführt werden. Die lokalen Lebensmittelbetriebe seien veraltert und hätten zu wenig Eigenkapital, um sich an die neuen Märkte anzupassen. Viele werden daher in den kommenden Jahren zusperren müssen, erklärt Bekos. Sollen wir nun Mozart- kugeln nach Bratislava ex- portieren? Konstantin Bekos schmunzelt. "Die Idee ist gut. Und österreichische Produkte sind hierzulande willkommen."

Woran es den Unternehmern besonders fehlt? "Sie haben kein europäisches Marketing-Know-how." (Der Standard, Printausgabe 30.4./1./2.5.2004)