Im Mittelpunkt der dreitägigen Sitzung stehen Debatten über die Zukunft der erweiterten EU. Am Mittwoch sollen die Abgeordneten über die Ernennung der zehn neuen Kommissare und Vertreter der Beitrittsländer im Europäischen Rechungshof votieren. Diese Abstimmungen gelten als Formsache: Das Straßburger Parlament hat nämlich keine Möglichkeit, einzelne Kommissare oder Mitglieder des Rechnungshofs abzulehnen. Richtlinien oder Verordnungen werden während der Mai-Sitzung nicht zur Abstimmung anstehen, da der erweiterte Ministerrat seine gesetzgeberische Arbeit noch nicht aufgenommen hat.
788 Abgeordnete
Zur feierlichen Sitzung werden 788 Euro-Abgeordnete erwartet - 626 aus den alten und 162 aus den neuen EU-Staaten. Bei den Vertretern aus den acht mittel- und osteuropäischen Ländern sowie Zyperns und Maltas, die am 1. Mai der EU beitreten, handelt es sich um Delegierte der nationalen Parlamente, die bisher als Beobachter an den Arbeiten des Europaparlaments teilnahmen. Sie werden während der Mai-Sitzung erstmals ein Stimmrecht haben. Damit sie dies auch ausüben können, musste die elektronische Abstimmungsanlage im Straßburger Plenarsaal erweitert werden. Zusätzliche Dolmetscherkabinen und Kanäle sollen sicherstellen, dass die Übersetzung in die nun 21 Amtssprachen klappt.
Nach der Europawahl im Juni wird die Zahl der Euro-Abgeordneten auf 732 reduziert, wie es Ende 2000 im Vertrag von Nizza vereinbart wurde. Dazu werden die Delegationen der alten EU-Staaten verkleinert - mit Ausnahme der deutschen und luxemburgischen, die weiter 99 beziehungsweise sechs Abgeordnete umfassen wird.
Bereits am Dienstag muss sich die neue EU-Kommission einem Misstrauensvotum im Europaparlament stellen stellen. 65 Abgeordnete kritisieren darin die Haltung der Brüsseler Behörde in der Affäre um außerbudgetäre Zahlungen im EU-Statistikamt Eurostat. Zu den ursprünglichen Unterstützern gehörte auch Hans Peter Martin. Dem Antrag wird aber keine Chance auf Erfolg eingeräumt. Um die Kommission zum Rücktritt zu zwingen, bedarf es der Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen und der Mehrheit der Mitglieder des Parlaments.