Wien - Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) will Österreichs Wirtschaft auf Touren bringen und empfiehlt dafür eine nationale Wachstumsstrategie.

"Wir kommen mit den Lissabon-Zielen, wonach Europa bis 2010 zum wettbewerbfähigsten Wirtschaftsraum der Welt werden soll, nicht so recht voran", begründet OeNB-Direktoriumsmitglied Josef Christl die Forderung nach einem "mittelfristigen" Wachstumsplan.

Vorsprung verringert sich

Österreichs wirtschaftlicher Vorsprung gegenüber anderen europäischen Ländern habe sich seit Anfang der Achtzigerjahre deutlich verringert. Das ergibt auch eine OeNB-Studie zum Thema "Ursachen des langfristigen Wachstums in Österreich; Plädoyer für eine nationale Wachstumsstrategie", die in der neuen Publikation der Notenbank, "Geldpolitik & Wirtschaft", veröffentlicht wurde.

Demnach sei das Wachstum derzeit "unbefriedigend niedrig", alles spreche für eine "explizite Wachstumsstrategie".

Wachstumsbeauftragter

Auf dass die nicht in den Schreibtischladen von Ökonomen und Politikern verstaubt, fordert Christl gleichsam ihre Personifizierung: einen von der Regierung bestellten "Wachstumsbeauftragten".

Diese "gut vernetzte, politisch nicht zuordenbare Person von hoher Glaubwürdigkeit" solle das Thema in die Öffentlichkeit tragen: "Nach breiten Diskussionen soll es dann nationalen Konsens geben, wie man stärkeres Wirtschaftswachstum erreichen will."

Anhand ihrer Diagnose des Istzustands geben die Volkswirte der Bank fünf Anregungen, wie man Österreichs Wirtschaft nachhaltig zum Schnurren bringen kann: Forschung und Entwicklung (F&E) forcieren.

Und zwar nicht wie bisher durch kurzlebige Initiativen der öffentlichen Hand, sondern indem man "an den Universitäten, in der Bevölkerung und in den Unternehmen ein geistiges Klima dafür schafft".

Neben Infrastrukturoffensive und Liberalisierungen sei auch die offensive Umschichtung öffentlicher Ausgaben in Richtung Bildung oder F&E nötig.

Integration Älterer auf dem Arbeitsmarkt

Von wesentlicher Bedeutung werde jedoch die Integration Älterer auf dem Arbeitsmarkt sein. Christl, bis 2003 im Kabinett von Finanzminister Karl-Heinz Grasser, träumt von den "hohen Senioren-Erwerbsquoten in Skandinavien".

Ähnliches peilt er für Österreich an: "Die Pensionsreform war ein richtiger Schritt. Jetzt muss man sich Gedanken machen, wie man die älteren Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt integriert.

Da braucht es hohe Flexibilität: bei der Arbeitszeit und bei den Löhnen, denn sonst scheitern die Unternehmen an den Lohnnebenkosten." (DER STANDARD Printausgabe, 04.05.2004)