"Über eine Straße"

Foto: Festival

"Golden Lemons"

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Linz - Nur wenige Tage nach der EU-Erweiterung wird ab heute, Dienstag, Europa nochmals konzentriert in Augenschein genommen, freilich mit den Mitteln des Kinos - und noch über die neuen Beitrittsländer hinausblickend: Crossing Europe, das von der Ex-Diagonale-Intendantin Christine Dollhofer geleitete neue Linzer Filmfestival, feiert am Dienstag Abend mit Edith Staubers und Michaela Mairs dokumentarischem Porträt der Dametzstraße, Über eine Straße , seinen Auftakt als Openair-Event.

Bis Sonntag werden - ein ambitionierter Beginn - insgesamt 143 Filme zu sehen sein, die meisten davon österreichische Erstaufführungen und mit nicht allzu großen Chancen auf einen heimischen Verleih. Im Wettbewerb treten zwölf Spielfilme um den mit 10.000 Euro dotierten Preis an, wobei der überwiegende Teil davon aus osteuropäischen Ländern stammt.

Ergänzend dazu werden im Panorama auch Arbeiten arrivierter Autoren wie Bruno Dumont (Twentynine Palms) oder Julio Medem (La Pelota Vasca) sowie Dokumentarfilme gezeigt - ein kleiner Schwerpunkt beschäftigt sich dabei mit Musik- und Jugendmilieus (u. a. Golden Lemons, ein Konzertfilm über die Hamburger Band Die Goldenen Zitronen, oder Skinhead Attitude, eine Art Geschichte der durchaus nicht immer rechten Skin-Bewegung).

Um dieses Hauptprogramm hat Dollhofer eine Reihe von Specials platziert: Zum einen gilt Matteo Garrone, einem der vielversprechendsten Vertreter des jungen italienischen Kinos, ein Tribute. Seine anfangs noch sozialkritisch ausgerichteten Arbeiten bewegen sich zunehmend mysteriösen Beziehungsstudien zu, wie etwa in L'imbalsamatore, der Geschichte einer eigenwilligen Männerfreundschaft. Eine weitere Personale ist dem estnischen Animationsfilmemacher Priit Pärn gewidmet.

Darüber hinaus findet sich eine breite Palette oberösterreichischer Filme, ergänzt um eine Ausstellung des Experimentalfilmers Siegfried A. Fruhauf, der auch den Festivaltrailer gestaltet hat. Zwei dokumentarische Specials runden das Programm ab: "Arbeitswelten" untersucht die Folgen der New Economy auf Individuen und ihr Lebensumfeld, während "Closer View" neue Produktionen aus Tschechien und der Slowakei präsentiert. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 4.5.2004)