Neisser: Regierung hat "fundamentale Fehler" gemacht
Ehemaliger VP-Spitzenpolitiker ist enttäuscht vom mangelnden "Gespür" seiner Parteikollegen
Redaktion
,
Wien - Eine gar nicht rosige Diagnose für seine Partei
stellt der frühere ÖVP-Spitzenpolitiker Heinrich Neisser im Interview
mit den "Salzburger Nachrichten": In den
Landesorganisationen zeichne sich ein "sehr kritischer Prozess" ab,
nur die ÖVP-Niederösterreich sei noch "eine Bastion, die halten
wird". Und für die Bundespartei seien die Kosten in der Wiederauflage
der schwarz-blauen Koalition "sehr hoch". Die ÖVP müsse "eine starke
Politik der Rücksichtnahme auf Haider, nicht auf die FPÖ, betreiben".
"Wenn es letztlich auf etwas ankommt, dann ist Haider natürlich in
der Lage, jede Entscheidung in der Regierung zu steuern", meint
Neisser. Die ÖVP selbst sei "noch wertneutraler" geworden. Sie mache
"eine Politik, die in ihrer Konsequenz neoliberale Auswirkungen hat".
"Echte und auch vorgetäuschte" Begründung sei "Sparpolitik. Mit
Sparpolitik kann man alles begründen." Die Regierung habe
"fundamentale Fehler" gemacht in der Überzeugung der Wähler von
Maßnahmen, "Paradebeispiel ist die Pensionsreform".
"Enttäuscht" hat Neisser, dass sich durch die neue Regierung seit
2000 nur die "parteipolitische Punzierung" geändert habe - während es
eine Politikerschicht gebe, die "die Grenzen dessen, was der
Öffentlichkeit zumutbar ist, immer weniger erkennt". "Den heutigen
Politikern fehlt das Gespür dafür, obwohl sie jahrelang in der
Politik sind", so Neisser. (APA)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.